Chachani leichter 6000er über Arequipa im Aufstieg Peru

Steinböcke an der Leidflue (2560m) in den Plessuralpen

Ein Reisebericht aus Graubünden - von Thomas Wilken

Die schönsten Tiefblicke auf Arosa hat man nicht nur von den allerhöchsten Bergen der Plessuralpen, sondern von denjenigen, welche sich am nächsten über dem Ort befinden.

Da ist einmal der Schafrück, er ist von Arosa aus, fast omnipräsent. Es gibt kaum Ecken, von wo man ihn nicht sieht. Ebenfalls berühmt für seine Tiefblicke ist das wuchtige Schiesshorn. Seine ebenmäßige Kuppel wirkt von Arosa aus extrem imposant. Fast direkt daneben befindet sich der breite Felsklotz des Leidflue. Auch er gehört nicht zu den höchsten Bergen der Plessuralpen, bietet aber wirklich prickelnde Tiefblicke ins Welschtobeltal und auf den Stausee. Selbstverständlich zeigt sich von seinem Gipfelkamm auch der komplette Ort Arosa samt Obersee und Untersee von seiner besten Seite. Zwar gibt sich der Berg von vorne aus, mit einer gut 900m hohen Felsmauer, noch unnahbarer als das benachbarte Schiesshorn, aber beide Berge sind von der Rückseite herrlich einfach zu besteigen. Die Hände braucht es dazu nicht.

Zur Leidflue steigt man zwischen den reißenden Alteinwasserfällen empor zum malerisch gelegenen Alteinsee. Der tiefblaue See wird von den den Felsriesen Vallbellahorn und Strel, sowie dem bunt gefärbten Sandhubel umrahmt. Und von der grasigen Rückseite der Leidflue. Vom See aus gibt es einen sehr lohnenden, spärlich markierten, und selten begangenen Übergang zur Ramozhütte. Hier kann übernachtet werden, oder man kehrt nach Arosa zurück. Bei diesem Rundweg bieten sich Leidflue und Sandhubel mit 100, bzw. 300 Höhenmetern extra als lohnende Gipfelziele an. Die Leidflue vor allem wegen den imposanten Tiefblicken, während der Sandhubel eine extrem weite Aussicht über die Bündern Alpen zu bieten hat. Silvretta, Piz Kesch, Ela, Bernina - alles was Rang und Namen hat bekommt man hier zu Gesicht.

Ich habe den Weg diesmal nach einer Übernachtung auf der Ramozhütte unter die Füße genommen. Am Vortag war ich über Erzhorn, Arosa Rothorn und Pizza Naira von Arosa aus zur Hütte gewandert und hatte dort übernachtet. So konnte ich früh starten. Mein Ziel war über Leidflue, Sandhubel und Spitzig Grätli nach Wiesen, und per Bus weiter nach Davos hinüber zu wechseln. Zwischen Spitzig Grätli und Sandhubel sind oft Steinböcke zu sehen, und so hatte ich die Hoffnung, dass mir das auch heute wiederfahren könnte. Schon vor dem Erreichen der Leidfluefurka sah ich zweimal Murmeltiere und, etwas weiter entfernt, eine Gämse.

Dafür war das eigentlich malerische Guggernellseeli am Weg leider komplett ausgetrocknet.

Steinbock Gesicht

Schon am Erzhorn hatte ich am Vortag Steinböcke ausmachen können, allerdings in respektvoller Entfernung und ohne Chance auf Fotos. Nun sehe ich eine komplette Herde am Grat vom Sandhubel zur Leidfluefurka ansteigen. Zwar haben sie mich sofort wahrgenommen, aber sie entfernen sich nicht weiter von mir, sondern wechseln in die sonnige Südflanke der Leidflue hinüber. Ich halte mich also etwas rechts vom Weg und durchquere die Hänge des Sandhubels. Zur Furka muss ich so oder so. Ich bewege mich langsam und ruhig. Durch mein großes Zoom gelingen mir die ersten Fotos. Ich umgehe die Gruppe, um Richtung Leidfluegipfel aufzusteigen. Dabei kann ich, nun von oben, immer wieder Blicke auf die Gruppe erhaschen. Die Steinböcke sehen keine Notwendigkeit sich weiter von mir zu entfernen. Also nähere ich mich bei Abstieg vorsichtig an. Bis knapp 20 Meter lassen die Tiere mich herankommen. Nach den obligatorischen Fotos setze ich mich einfach auf einen Stein und beobachte die majestätischen Tiere. Irgendwie beneide ich sie um ihren Lebensraum und die Fähigkeit sich so schnell und effizient dort zu bewegen. Steinbock müsste man sein, ohne die Sorgen der Zivilisation um Geld, Zeit, Ansehen usw.

Aber ich denke auch an den Winter, dann ist es wohl nicht mehr sooo toll Steinbock zu sein. Doch sie sind dann ja weiter unten und gut an die Kälte angepasst. Als ich dann ein Stück Cailler Schokolade in den Mund stecke denke ich: "Die Zivilisation hat doch auch ihre Vorteile, das haben die Steinböcke nicht”. Aber vielleicht schmecken ihnen die hiesigen Kräuter sowieso besser?! Gesünder sind sie allemal…

Irgendwann muss ich mich dann noch mit meinem großen Rucksack die 300 Hm zum Sandhubel hoch quälen. Das ist recht schnell geschafft und oben liegen mir die Plessuralpen zu Füßen. Den Grat zum Nachbarberg lasse ich diesmal aus, die Steinböcke sind ja zurzeit nicht dort anzutreffen. Dafür nehme ich beim Abstieg noch einen längeren Grat mit und finde dann den mir noch unbekannten Weg nach Wiesen ohne Probleme. Dabei habe ich immer wieder die 3 Bergüner Stöcke Piz Ela, Piz Mitgel und Tinzenhorn vor Augen. Gewaltig!
Aber auch die 3000er über den Davoser Seitentälern können sich sehen lassen: Besonders Älplihorn und Hochducan machen eine extrem gute Figur.

Die Wiesner Alp bietet dann urige Holzhäuser. Zudem ich sehe die Aroser Berge um Amselflue und Valbellahorn mal von der anderen Seite. Aber noch bleiben mir 500 Hm kurzweiliger Abstieg durch den Bergwald, bis plötzlich die ersten Häuser vor mir auftauchen, und die Idylle ein Ende hat.

Für die insgesamt gut 1500 Höhenmeter Abstieg hatte ich zum Glück meine Trekkingstöcke von SüdamerikaTours dabei. Die sind enorm stabil und helfen im steinigen Gelände sehr.

>> Mehr über die Trekkingstöcke von SüdamerikaTours

Gipfelblick Arosa Rothorn