Pizza Grossa (2938 m) Albula Alpen

Im Angesicht der Bergünerstöcke

Hier handelt es sich nicht um eine Variante der oft beworbenen Pizza Crossa, sondern um eine durchaus interessante Berggestalt. Von weitem allerdings fällt dieser Berg nicht besonders ins Auge, da er sich in unmittelbarer Nähe des mächtigen Dreigestirns Piz Ela, Tinzenhorn und Piz Mitgel befindet, den sogenannten Bergünerstöcken. Von Nahem jedoch, zum Beispiel vom Elapass wirkt seine rötliche Kuppel durchaus verlockend, vor allem die Nahblicke überzeugen bei dieser Tour.

Pizza Grossa Piz Ela

Die Tour führt durch eine farbenfrohe Schutt-und Seenlandschaft im Angesicht von Piz Ela und Tinzenhorn, zwei der dominierenden Felsgipfel Graubündens. Der turmartige Piz Ela ist von jedem höheren Gipfel Graubündens auszumachen und stellt immer einen markanten Orientierungspunkt dar. Auch seine Gestalt gehört von jedem Blickwinkel aus zu den Schönsten des Kantons. Er besitzt nirgends eine Schwachstelle, entsprechend aufwändig ist es, ihm zu Leibe zu rücken. Einen Dreier im brüchigen Fels muss man schon beherrschen, will man eine ernsthafte Gipfelchance haben, dazu ist der Aufstieg sehr lang (vor allem auch die Kletterstrecke) und die Wegführung kompliziert. Ein wenig einfacher ist das Tinzenhorn, angeblich der Meistbestiegene unter den Dreien. Dieses macht ebenfalls von allen Seiten eine gute Figur und wird nicht zu Unrecht als "Matterhorn Graubündens" bezeichnet. Normalerweise halte ich zwar herzlich wenig davon, das ständig vollkommen unähnliche, und auf ganz andere Weise sehr schöne Berggestalten, immer nur mit diesem einen Berg verglichen werden, aber in diesem Fall ist durchaus eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden. Sein schlanker, freistehender Riesenzahn erinnert wirklich an eine verkleinerte Version des Zermatter Paradeberges. In einer Vollmondnacht übrigens soll der Legende nach eine junge Schweizerin den Gipfel erstbestiegen haben, der Lohn war allerdings kein bergsteigerischer Ruhm, sondern der Scheiterhaufen. Ein Hoch auf "echte Gläubige". Im Gegensatz zu Piz Ela und Tinzenhorn ist der Dritte im Bunde, der Piz Mitgel relativ einfach zu besteigen. Seine formschöne Pyramide ist mit ein wenig Gespür für die richtige Route und etwas Klettergewandtheit durchaus machbar. Auch der Pizza Grossa ist recht einfach zu besteigen, bietet aber eine recht lange, wenn auch nie langweilige Tour. Abwechselungsreich und farbenfroh gestaltet sich die Landschaft, der breite Rotschieferrücken des Berges bietet dann die Krönung der Tour.

Man bewegt sich hier übrigens ebenfalls in einem Gebiet, welches für den Regionalpark Mittelbünden vorgesehen ist (siehe Piz d`Agnel), vor allem wegen seiner einzigartigen Waldbestände. Als Eidgenössisches Jagtbanngebiet ist dieses stille und schwer erreichbare Stück Schweiz schon seit einiger Zeit ausgewiesen.

 

Der Wegverlauf

Der Ausgangspunkt Pensa ist zwar mit dem Auto nicht zu erreichen, aber zweimal wöchentlich fährt ein gratis Wanderbus vom Tourismusbüro Savognin (dort informieren und anmelden) dorthin.

Vom Haltepunkt Tgant Pensa hält man sich Rechts und folgt der Beschilderung zum Elapass. Zuerst geht es durch dichte Fichtenbestände mäßig ansteigend hinauf. Die erste Abzweigung nach rechts führt ins Val d‘  Err und sollte nicht weiter verfolgt werden. Über der Waldgrenze ist schnell die Motta d‘ Err erreicht, und es geht weiter ins Tal hinein, immer die mächtigen Bergstöcke der d‘ Err-Gruppe vor Augen, welche den Talschluss abriegeln. Bei Punkt 2028 gabelt sich dann der Weg und wir schlagen den Pfad nach Links ein. Über sumpfige Weiden steigen wir in Richtung Elapass. Nach einem kurzen Flachstück steilt sich der Pfad bald mächtig auf und überwindet auf Serpentinen ein steiles Hangstück. Ein bis anderthalb Stunden später gabelt sich der Weg bei Punkt 2561 erneut, und während es rechts zur Furcla Tschitta geht, folgen wir Links der Beschilderung zum Elapass wobei wir in ein schuttiges Hochtal einbiegen. Nach etwa 10 Minuten liegt der erste von mehreren, glasklaren und namenlosen Bergseen vor uns, über dem es steil den Elapass (2724 m) hinauf geht. Interessant ist die gelbliche und orange Gesteinsfärbung am Pass, konträr erhebt sich zur Rechten darüber die wuchtige Kalkburg des Piz Ela. Vor uns baut sich das von hier ebenfalls sehr massig wirkende Tinzenhorn auf und weist uns die Richtung. Wir bleiben nämlich am Grat und steigen weiter in Richtung Igls Orgls Pass auf. Bei Punkt 2829 (Cotschen) stehen wir vor dem Schlussanstieg zum Pizza Grossa. Also wendet man sich nun gegen Westen (Links) und steigt die letzten 110 Höhenmeter am Grat an, wobei zuerst einige leichte Felsköpfe linksseitig umgangen werden und später leichte Kletterei in etwas brüchigem Fels gefordert ist. Die Szenerie wird hier oben vor allem von den schon angesprochenen drei Bergünerstöcken beherrscht, welche uns hübsch aneinandergereiht direkt gegenüber stehen. Etwas weiter entfernt hinterlassen der Piz d‘ Err und der Piz Platta den stärksten Eindruck. Schöne Tiefblicke auf die Seenlandschaft unter uns und ins langgezogene Surses runden das Bild ab. Weniger klettergewandte Berggänger können den Gipfelabstecher natürlich auch weglassen, trotzdem ergibt sich eine abwechselungs - und aussichtsreiche Wandertour. Nach diesem Abstecher geht es nämlich dann auf Wegspuren immer noch sehr aussichtsreich weiter zum Igls Orgls Pass und von dort linksseitig absteigend zum tiefblauen Lai Tigils. Turmartig ragt das Tinzenhorn über dem See auf und fordert dazu auf, den Fotoapparat aus dem Rucksack zu holen. Vom Auslauf des Sees führt ein markierter und bezeichneter Weg zurück nach Pensa. Wer nicht zu lange unterwegs war kann nun mit dem Wanderbus wieder nach Savognin zurückkehren. Andernfalls helfen nur Autostop oder der Gang zu Fuß.

Talort: Savognin (1200 m)

Ausgangspunkt: Pensa (1659 m)

Zeiten: Pensa-Pizza Grossa: 4 St. , Abstieg 3 St.

Höhenunterschiede: Pensa-Pizza Grossa: 1300 Hm.

Schwierigkeiten: kein Firn oder Eis, im Fels 1 bis 2 (sehr kurze Passage)

Stützpunkt: Elahütte (2196 m, unbewartet) 0,5 Stunden vom Elapass oder 3 Stunden von Bergün, markiert und beschildert

Übernachtungsmöglichkeit im Talort: Savognin: Camp Julia, tel.: 081/6841309

ÖPNV-Anbindung: Pensa wird mit dem Savogniner Wanderbus (gratis, im Tourismusbüro erkundigen) bedient, mit dem Auto darf die Strecke nicht befahren werden, ; Savognin ist durch stündliche Postbusverbindungen mit St. Moritz und Chur/Tiefencastel verbunden.