Piz Blaisun (3200 m) Albula Alpen

Abwechslungsreiche Schieferpyramide über dem Albulapass

Das von überall in Graubünden erkennbare Dreigestirn über Bergün mit Piz Ela, Tinzenhorn und Piz Mitgel ist ja bereits mehrfach erwähnt worden, aber noch ein zweites, ähnlich ansehnliches Dreigestirn ist über dem Albulapass von weither zu erkennen. Neben dem alles beherrschenden Piz Kesch erheben sich dort nämlich auf relativ engem Raum noch der wuchtige Klotz des Piz Üertsch und mittendrin die formschöne Schieferpyramide des Piz Blaisun.

Piz Blaisun

Der Piz Blaisun ist zwar der kleinste dieser drei Riesen, mit seinen 3200 Metern aber immer noch höher als z.B. Tinzenhorn und Piz Mitgel. Während sein höherer Nachbar, der Piz Üertsch im Fels erhebliche Anforderungen stellt, ist der Piz Blaisun recht einfach zu ersteigen. Hinzu kommt bei all diesen Bergen der Vorteil des hochgelegenen Ausgangspunktes, da alle direkt vom Albulapass aus zugänglich sind. Üertsch und Blaisun wirken zudem von der Passhöhe aus sehr verlockend.

Im Gegensatz zum Piz Ela sind diese Berge leider nicht von der berühmten Albulastrecke aus zu sehen, da diese kurz hinter Preda in einem Tunnel unter den Dschimels verschwindet. Bereits seit 1903 ist diese Albulabahn in Betrieb, sie feierte also im Sommer 2003 ihren hundertsten Geburtstag. Obschon der technische Fortschritt des 20. Jahrhunderts natürlich auch für die Albulabahn Neuerungen brachte, stellt diese Strecke auch heute noch eine architektonische Meisterleistung dar. 40 weitere Tunnel von insgesamt mehr als 10 Kilometer Länge waren neben dem Albulatunnel nötig, so dass rund ein Viertel der 62 Kilometer langen Strecke von Thusis nach St. Moritz durch Tunnel führt. Außerdem wurden ca. 40 Viadukte erstellt, deren Gesamtlänge knapp 2,7 Kilometer ausmacht. Der bekannteste von ihnen ist wohl der Filisurer Viadukt, der sogar für das Weltkulturerbe im Gespräch ist. Um den Bahnbetrieb möglichst leistungsfähig zu gestalten wurde auf übermäßige Steigungen verzichtet. Dafür musste die Strecke durch Tunnels und Kehren übermäßig verlängert werden. Der aus dieser Sicht interessanteste Abschnitt befindet sich zwischen Preda und Bergün, wo auf 6 Kilometern Wegstrecke insgesamt 420 Meter Höhendifferenz überwunden werden müssen. Dies hätte eine Steigung von 70 Promille zur Folge gehabt. Durch die genannten Hilfsmittel wurde die Strecke schließlich auf 12 Kilometer ausgedehnt, sodass die gewünschte Maximalsteigung von 35 Promille eingehalten werden konnte. 28 Millionen Franken hat dieses einmalige Bauwerk damals gekostet, rund 420000 Franken pro Kilometer. Aus heutige Sicht sicherlich eine extrem günstige Investition, damals aber ließen sich auch Kritiker vernehmen, weil die budgetierten Kosten um 4,6 Millionen Franken überschritten wurden. Heute würden deutsche Politiker über Fehlplanungen in einer verhältnismäßig so geringen Summe nur noch lachen können. Traurig eigentlich! Hier hatten die geologischen Bedingungen, insbesondere beim Bau des Albulatunnels nicht voraussehbare Erschwernisse gebracht. Leider aber bringt uns die Bahn nicht bis zum Ausgangspunkt der Tour, sodass ein Autostop von Preda bis zur Passhöhe in Kauf genommen werden muß, oder doch das Auto den Vorzug erhält.

Der Wegverlauf

Zwei logische Anstiegsmöglichkeiten bietet der Berg, beide Male liegen die Ausgangspunkte direkt an der Passtrasse.

Die schnellste und kürzeste Variante startet direkt an der Passhöhe, neben dem Restaurant befindet sich ein kleiner Parkplatz. Leider verläuft dieser Anstieg komplett durch wegloses Gelände, ist aber bei guter Sicht nirgends zu verfehlen, da man die komplette Anstiegsroute während der gesamten Tour im Blick hat. Wir steigen einfach an beliebiger Stelle über Rasenhänge auf, immer dem breiten Sattel zwischen Piz Blaisun und Piz Üertsch entgegen. Die Hänge sind zwar steil, doch trotzdem überall unschwierig und verhältnismäßig bequem zu begehen. Eingelagerte Fels-und Schuttbänder werden einfach umgangen, jeder wählt selbst denjenigen Aufstiegsweg, welcher ihm am meisten zusagt. Weiter oben gewinnt man über losen Schieferschutt steil aber ohne technische Schwierigkeiten den Sattel. Nun ist der Großteil des Aufstieges geschafft. Über steiles Gehgelände geht es südwärts (nach links), höchstens noch eine halbe Stunde, aussichtsreich weiter bis zum etwas verkümmerten Gipfelsteinmann. Etwas mühsam zwar, aber ohne nennenswerte Probleme steigen wir den Südgrat hinauf, den Piz Üertsch im Rücken und den Piz Kesch zur Linken immer im Blick.

Der Anstieg über Gualdauna ist etwas länger, verläuft dafür aber fast komplett auf ausgetretenen Wegen und Pfaden. Gestartet wird am Parkplatz zwischen der Alp Nova und der Passhöhe auf 2250 Metern. Dies ist zugleich der Ausgangspunkt für den Weg zur Es-cha Hütte und damit auch zum Piz Kesch. Er ist mit einem großen, hölzernen Hinweisschild versehen und damit kaum zu verfehlen.

Der Weg beginnt auf der anderen Straßenseite und führt durch die steilen Hänge des Piz Blaisun gut markiert und nicht zu stark ansteigend in den Sattel Gualdauna. Hier biegt der Weg nach links ab und verläuft fast eben, bis das Tal des Baches Ova Pischa zwischen Piz Blaisun und Piz Cotschen in Sicht kommt. An diesem Bach angekommen wendet sich der Weg nach rechts, der Es-cha Hütte zu. Direkt hinter der kleinen Brücke wenden wir uns links ins Tal und steigen über Grashänge, teilweise auf schwachen Steigspuren auf. Vor einer das Tal durchtrennenden Schlucht wenden wir uns nach rechts und erreichen weiterhin auf Grashängen unter einem Geröllfeld der Keschnadel den Weg zur Furcla Pischa. Diesem folgen wir nun bis zur Furcla Pischa selbst (2873 m). Der Schlussanstieg verläuft dann extrem steil auf Steigspuren über Schutt. Eine Dreiviertelstunde später müsste dann aber der aussichtsreiche Gipfel geschafft sein. Neben Kesch und Üertsch fallen vor allem die weißen Riesen der Bernina -und Ortlergruppe ins Auge.

Talorte: Bergün (1450 m) ; Zuoz (1645 m)

Ausgangspunkte: Albulapasshöhe (2350 m) oder Parkplatz 2250

Zeiten: Passhöhe-Piz Blaisun: 2,5 bis 3 St , Abstieg 1,5 bis 2 St. ; Variante Gualdauna : 3 bis 3,5 St. Abstieg 2 St.

Höhenunterschiede: Passhöhe-Piz Blaisun: knapp 900 Hm. ; Parkplatz-Piz Blaisun: knapp 1000 Hm.

Schwierigkeiten: erfahrener Bergwanderer, eventuell Firnreste

Stützpunkt: eventuell Es-cha Hütte (auch von Zuoz oder Madulain erreichbar)

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Passhöhe Albulapass: Berggasthaus, tel.: 081/4071296, Bergün: Zivilschutzanlage, tel.: 081/4071417 , Zuoz: Ferienlager Chanels, tel.: 081/8541439

ÖPNV-Anschluß: Bahnverbindung nur bis Preda oder Zuoz, beide an der Bahnlinien Chur-St Moritz gelegen.