Chüealphorn (3078m) Albula Alpen

Schwarzer Hochgipfel über Davos

"Hoch über dem Val Funtauna, ich schwör es, da kamen mit einem lauen Augustwind die Feen, berührten im Vollmond mein Gesicht und meine Seele. Weg, weit weg in einer anderen Welt war der Lärm und die Hektik der Wahnsinnigen, die während des Alpine Marathon kollektiv über diese Gegend herfallen." So beschreibt ein Alphirt seine Gefühlslage während einer nächtlichen Rundwanderung vom Dischma ins Sertig. Genau zwischen diesen beiden Tälern erhebt sich eine Reihe stattlicher Berggestalten, deren Kulminationspunkt das Chüealphorn ist.

Chueealphorn

Der Name leitet sich wohl schlicht und einfach von Kuhweide ab, könnte also auf fast jeden Berg passen. Durch seinen markanten Gipfelkopf und den weiss glänzenden Gletscherkranz aber hebt sich das Chüealphorn deutlich von anderen Bergen ab. Zudem verleiht ihm seine große Höhe eine bedeutende Stellung innerhalb des Albulagebirges.

Neben dem schon erwähnten Dischmatal bietet sich auch das Sertig als Ausgangspunkt an, vor allem dann wenn man dem Berg über seinen felsigen Westgrat zu Leibe rücken will. Für die Normalroute über die Ostseite aber ist Dürrboden als Ausgangapunkt eindeutig vorzuziehen.

Sertig leitet sich vom lateinischen Verb "surgere" ab, was mit sich erheben übersetzt werden könnte, und mündet bei Frauenkirch ins Haupttal. Im Winter gleiten Langläufer auf präparierten Loipen durchs Tal, während im Sommer Scharen von Wanderern einfallen. Aber auch Kutschfahrten stehen auf dem Programm. Das Sertig ist ein typisches Glazialtal mit Stufen und Riegeln von großer touristischer Bedeutung. Nicht umsonst wurde es als " besonders schützenswerte Region der Schweiz " ausgezeichnet.

Im Dörfi selbst befindet sich das im Jahre 1699 erbaute Kirchlein "Hinter den Eggen" , welches sich für Taufen und Hochzeiten immer noch sehr großer Beliebtheit erfreut. Seit 1941 steht es unter Denkmalschutz.

Das kleine Sertiger Schulhaus wird noch immer von ca. 10 Schülern besucht, deren Schuljahr 3 Wochen weniger umfasst als üblich, da die Kinder im Sommer zum Heuen gebraucht werden. Auch schöne Handwerkskunst wie Uhren und Wandteppiche hatte hier seinen Ursprung, doch heute ist der Talbereich fast ausschließlich vom Tourismus und der Landwirtschaft geprägt. Saftige Ebenen durchziehen den Talboden, deren Größte die sog. Großalp ist und 300 Kuhrechte auf sich vereint.

Einmal im Jahr, nämlich am Heuersonntag Anfang August messen sich im Sand die Kraftprotze der Schweiz beim Sertig Schwingfest und bringen den Trubel des Stadtlebens in das sonst so stille Tal.

 

Der Wegverlauf

1) Ostanstieg von Dürrboden

Am Gasthaus schlagen wir den geraden Weg ein, welcher direkt auf das Talende und den Scalettapass zuführt. Dieser ist gut markiert und ausgeschildert. Nach dem ersten Steilstück und zwischendurch einigen geflasterten Abschnitten des ehemaligen Säumerweges, gehen wir auf ein kleines Seelein mit einem Felsriegel zu, welchem der Weg linksseitig ansteigend ausweicht. Nach einer weitflächigen Talstufe stellt sich uns ein weiteres Steilstück in den Weg bevor dann die Scalettapasshöhe auf 2606 Metern Höhe erreicht ist. Nun verlassen wir das markierte Gelände und bewegen uns rechtsseitig über Gras-und Schutthänge auf den felsigen Gipfelkopf zu, der schon beim Aufstieg zum Pass ein sehr verlockendes Bild bietet. Die Hänge sind prinzipiell gut begehbar, sodass an fast jeder beliebigen Stelle aufgestiegen werden kann, man sollte allerdings darauf achten nicht zu viel loses Geröll unter die Füße zu bekommen. Schnell ist dann das doch eher flache und harmlose Gletscherplateau erreicht. Auch die Spaltengefahr hält sich hier in sehr bescheidenen Grenzen, sodass eine Eisausrüstung zwar in jedem Fall von Vorteil, aber für erfahrene Berggänger nicht unbedingt notwendig ist. Mehr oder weniger direkt streben wir nun denn dunklen Ostgrat zu, welcher von unten abschreckender aussieht als er wirklich ist. Der erste Teil besteht aus steilem und schuttigem Gehgelände, im Schlussanstieg wird etwas leichte Kletterei im ersten Schwierigkeitsgrad verlangt. Oben belohnt uns eine fantastische Rundsicht, welche durch keinen höheren Berg direkt behindert wird. Den stärksten Eindruck hinterlassen die nahegelegenen Bergriesen von Piz Kesch und Piz Vadret. Imposant ist auch der Ausblick auf die 3 Bergüner Stöcke Piz Ela, Tinzenhorn und Piz Son Mitgel. Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg, wobei sich am Scalettapass ein Abstieg durch das Val Sussauna ins Engadin anbieten würde.

2) Der Westgrat vom Sertig

Zuerst folgen wir vom Parkplatz Sand aus weiter dem breiten Wanderweg ins Talinnere. Das Kalendermotiv der Ducangruppe vor Augen halten wir uns an der ersten Abzweigung links. Der breite und gut markierte Weg führt direkt zum bekannten Sertigpass und ist auch Teil des berühmten Swiss Alpine Marathon. Einige Zeit steigt der Weg recht allmählich an einem smaragdgrünen Bergsee vorbei weiter dem Talschluss entgegen, bevor er sich aufsteilt und abwechslungsreich in Serpentinen der Passhöhe zustrebt. Bei 2739 Metern Höhe ist diese erreicht. Links schwingt sich ein steiler, etwas abschreckend wirkender Felsgrat auf, dem Gipfel des Chüealphorns entgegen. So schwierig wie es scheint ist dieser aber gar nicht, der erste Teil bis zum Vorgipfel auf knapp 3000 Metern Höhe übersteigt noch nichtmal den ersten Schwierigkeitsgrat. Von dort an wird der Grat etwas schwieriger, einige Steistücke lassen sich rechtsseitig umgehen, und führt mit einigem Auf und Ab mäßig schwierig dem Gipfelpunkt entgegen. Als Alternative steht nun die Überschreitung mit Abstieg über den Ostgrat zur Debatte, so kann man gleich beide Seitentäler, Sertig und Dischma, kennenlernen. Natürlich ist diese Überschreitung auch in umgekehrter Richtung möglich.

Talort: Davos (1600 m)

Ausganspunkt: Dürrboden (2007 m) ; Sertig (1861 m)

Zeiten: Dürrboden-Chüealphorn: 3-3,5 St. , Abstieg: 2,5 St. ; Sertig-Chüealphorn: 3,5-4 St. , Abstieg: 3 St.

Höhenunterschiede: Dürrboden-Chüealphorn: knapp 1100 Hm. ; Serti-Chüealphorn: knapp 1200 Hm.

Schwierigkeiten: Bei Ostanstieg kurze Gletscherpassage, Fels 1 ; Westgrat: Fels 2

Stützpunkte: keine

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Gasthaus Dürrboden, tel.: 081/4163414 ; Kurhaus Sertig, tel: 081/4136238

ÖPNV-Anschluß: Postbusse von Davos in beide Seitentäler