Piz Murtera (3044) Silvretta

Unbekannter Silvrettadreitausender

Noch einer der Unbekannten, in der sonst so namhaften Silvrettagruppe. Der Piz Mutera liegt etwas abseits der so oft beschriebenen Silvrettapfade zwischen Flüelapass und Unterengadin. Ersterer bildet auch den Ausgangspunkt für den immerhin höchsten Gipfel der Gruppe zwischen dem Val Fless und dem Val Sagliains. Doch selbst in diesem nahezu unbekannten Massiv kommt ihm, der größeren Höhe zum Trotz, nur der zweite Platz im Bekanntheitswettbewerb mit dem benachbarten Piz Fless zu. Vielleicht deshalb, weil dieser im Gegensatz zum Piz Murtera, mit der für die Silvretta typischen Vergletscherung gesegnet ist, und zudem den etwas bequemeren Anstieg bietet. Schneller zu erreichen ist indes der Piz Murtera, welcher auch die umfassendere Rundsicht bietet.

Piz Murtera

Vor allem die sehr nahegelegene Riesenpyramide des Piz Linard zieht uns immer wieder in ihren Bann. Doch die Konkurrenz für diese Berggruppe ist in der unmittelbaren Nähe sehr groß. Auf der einen Seite ziehen über der Flüelapasshöhe die dortigen Modegipfel viele Bergsteiger an. Allen voran die dunkle Amphibolpyramide des Flüela Schwarzhorns und das elegante Flüela Weißhorn mit den Jöriseen. Über dem Unterengadin locken dann die bekannten Silvrettaberge wie der Piz Buin, das Silvrettahorn und der alles überragende Piz Linard. Da bleibt meistens keine Zeit mehr auch noch die Murteragruppe näher unter die Lupe zu nehmen. Aber gerade dieses Schattendasein macht die Tour über dem so farbenfrohen Val Fless extrem reizvoll, zumal auch hier sehr gute Chancen bestehen, Steinböcke zu Gesicht zu bekommen. Zusätzlich profitiert dieser Teil der Silvretta noch von den klimatisch äußerst günstigen Bedingungen des Unterengadins. Bei durchschnittlich 305 Sonnentagen im Jahr sollte sich eine Gelegenheit ergeben den Berg zu besteigen.

Ziemlich genau unterhalb dieser Berggruppe durchdringt seit 2001 der Vereinatunnel das hoch aufragende Massiv und verkürzt die Fahrzeit ins Unterengadin drastisch. Zum Beispiel kann das Unterengadin neuerdings von Zürich aus, mit nur zweidreiviertel Stunden Bahnfahrt erreicht werden. Von Klosters bis Lavin kann man hier das Auto verladen lassen und ohne anstrengendes Kurven über den Flüelapass ins vorher doch recht abgelegene Unterengadin gelangen, was früher besser mit Österreich verbunden war, als mit dem Rest Graubündens. Und all das ohne weitere naturnahe Flächen zu verbrauchen.

Der Wegverlauf

Gestartet wird nicht etwa an der Passhöhe, sondern um einiges tiefer auf 1820 Metern an der Bushaltestelle Röven. Vom sich hier befindlichen Parkplatz folgen wir dem zu Vereinapass und Jöriseen angezeigten Weg. Zuerst geht es auf schmalem Pfad ein kurzes Stück recht direkt aufwärts. Meistens wandern wir zwischen Kühen hindurch, bevor der Pfad dann in den recht breiten Weg einmündet, der zur Alp Dadoura auf 1952 Metern führt. Eventuell testet der eigentlich zahme Hofhund hier die Courage von Wanderern und Bergsteigern, indem er diesen laut bellend den Weg verstellt. Normalerweise beendet Frauchen dann recht abrupt diese Zeremonie. Hier endet dann auch der Wald und der weitere Anstieg führt uns durch das blumenreiche Val Fless, dessen vielfältige Schönheit besonders im Juli, durch das Blühen der Alpenrosen, zur Geltung kommt. Der nahegelegene Bach schwillt oft in dieser Jahreszeit, hervorgerufen durch die Schmelzwasser der umliegenden Berggestalten, zu einem recht beachtlichen "Strom" an, der uns mit seinem kräftigen Rauschen weiter in Richtung Alp Fless Dadaint begleitet. Einen guten Kilometer vor dieser Alp, und etwa 2,5 Kilometer hinter der Alp Fless Dadoura, wenden wir uns nach rechts und steigen an beliebiger Stelle in die beweideten Rasenhänge des Val Gross zwischen Piz Fless und Piz Murtera ein. Teilweise auf Viehwegen gewinnt man hier schnell an Höhe, zahlreiche Bäche durchziehen die sehr belebt wirkenden Hänge. Zwischen denn beiden eben genannten Bergriesen befindet sich noch ein weiterer, leider namenloser Schuttkegel. Unter diesem wenden wir uns nach rechts in die Westabstürze des Piz Murtera. Einzelne Felsstufen umgehen wir südwärts (nach rechts), und umgehen hier praktisch die gesamte Bergseite. Weiter oben führt ein Quergang in die südwestseitigen, abgeflachteren Hänge des Berges, von wo aus der Gipfel unschwer über Schutt und grobes Blockwerk erreicht werden kann. Hier dominiert im Norden vor allem die schwarze Riesenpyramide des Piz Linard, aber auch andere große Silvrettaberge setzen sich gekonnt in Szene, zum Beispiel das Fluchthorn oder in direkter Nähe die steil aufragenden Plattenhörner. Dazu bilden Piz Kesch und die weit entfernt Berninagruppe deutliche Orientierungspunkte, ja selbst der ferne Ortler hebt sich markant von seinen niedrigeren Nachbarbergen ab.

Für den Abstieg steht leider keine wirklich geeignete Alternative zur Verfügung, sodass auf dem Aufstiegsweg abgestiegen werden sollte. Man kann diesen durch etwas direktere, dann aber auch steilere Varianten an beliebigen Stellen verkürzen. Die einzige Alternative wäre, über den Nordgrat und die unter ihm befindlichen Wandfluchten noch den Piz Fless folgen zu lassen, und zum Flesspaß abzusteigen. Diese Variante ist nicht nur von relativ kompliziertem Wegverlauf, sondern würde der Tour doch eine sehr beträchtliche Länge verleihen.

Talort: Susch (1421 m)

Ausgangspunkt: Röven (1820 m), an der Flüelapaßstraße

Zeiten: Röven-Piz Murtera: 3,5 St. Abstieg 2 St.

Höhenunterschiede: Röven-Piz Murtera: knapp 1250 Hm.

Schwierigkeiten: im Fels leicht, nicht ganz unkomplizierte Wegführung, welche Orientierungssinn und Erfahrung erfordert

Stützpunkte: eigentlich keine, eventuell Berghaus Vereina ( siehe Piz Sagliains )

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Susch: Touristenlager Monstein, tel.: 081/8622968 (17 Franken pro Übernachtung) ; Flüelahospiz, tel.: 081/4161747

ÖPNV-Anschluß: Röven liegt auf der Postautostrecke von Davos nach Susch und wird regelmäßig angefahren