Piz Alv (2854 m) Aversberge

Die Weiße Spitze über Radons

Mit dem haarigen Außerirdischen aus der Fernsehserie hat der Piz Alv nichts zu tun. Genaugenommen handelt es sich hier um eines der in Graubünden so zahlreich vertretenen Weißhörner, denn das bedeutet die rätoromanische Bezeichnung Alv. Durch sein helles Kalkgestein wird der Berg dieser Bezeichnung gerecht, auch wenn sie nicht besonders originell erscheint. Einige Piz Alvs gibt es in Graubünden, zum Beispiel am Berninapaß oder in der D`Err-Gruppe weiter oben am Julierpaß. Dazu kommen noch etliche Weißhörner (Flüela Weißhorn und Arosa Weißhorn dürften die bekanntesten sein) und Piz oder Corno Biancos. Dabei fällt einem natürlich sofort der Gipfelpunkt des so oft gerühmten Biancogrates am Piz Bernina ein.

Piz Alv

Von dessen Berühmtheit kann unser Berg aber nur träumen. Der SAC-Führer bezeichnet ihn als einen Trabanten des höheren Piz Grisch, aber beide Berge sind durch eine sehr deutliche Einsattelung getrennt und außerdem aus völlig verschiedenen Gesteinsbausteinen aufgebaut. Dem hellen Kalk des Piz Grisch steht eine dunkle, teils grünlich, teils rötlich, vor allem aber schwarz gefärbte Schieferpyramide gegenüber. Das namensgebende Grau allerdings (Grisch = Grau) konnte ich dort nirgendwo entdecken. An seinen Abdachungen wurde früher erstklassiges Eisen abgebaut, Ortsnamen wie Ferrera oder Schmorras zeugen noch heute davon. Sehr imposant wirkt der Berg als wuchtiges Kalkbauwerk vom benachbarten Piz Settember aus, aber auch vom Ausgangspunkt Radons gesehen wirkt dieser fast mauerartige Bergstock sehr verlockend. Trotz eines hohen Ausgangspunktes und eines recht bequemen, und auch noch einfachen Anstieges ist es den wenigsten Bergsteigern bekannt, das man diesen Berg auch besteigen kann. Allenfalls ein paar Skibergsteiger finden im Winter den Weg hinauf. Da stellt sich fast die Frage wofür ein derart überdimensionales Gipfelkreuz hinauf befördert wurde, welches sogar einen Blitzableiter enthält. Gut sind die Chancen Tiere zu Gesicht zu bekommen, vor allem Gämsen halten sich bevorzugt in den unteren Bereichen der Wand auf, weiter oben sind die Lebensbedingungen ideal für den wahren König der Berge, den Steinbock. Auf dem Weg oberhalb der Alp Schmorras sind dann Frösche und auch Murmeltiere keine Seltenheit. Nach Norden hin kann der Piz Alv sogar mit einer kleinen Steilwand aufwarten, welche fast senkrecht über der Averser Seite abfällt.

Der Wegverlauf

Radons, unser Ausgangspunkt ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem eigenen PKW sehr einfach zu erreichen. Wer aber kurvige, enge und teils geschotterte Straßen nicht schätzt sollte das Angebot des Savogniner Tourimusvereins wahrnehmen und den gratis Wanderbus benutzen. Vom kleinen Parkplatz in der "Ortsmitte" Radons geht es dann zunächst geradeaus auf sehr breitem Weg in Richtung Alp Schmorras. Gut 400 Höhenmeter hinauf führt das nicht allzu steile Schottersträßchen, einige Kurven liefern vortreffliche Ausblicke auf die 3 Bergünerstöcke Piz Mitgel, Piz Ela und Tinzenhorn. Direkt vor ihnen erhebt sich der rot gefärbte Pizza Grossa. Hinter der kleinen Alphütte Schmorras auf 2274 Metern Höhe folgen wir Links der Bezeichnung Fuorcla da Saletscha und Fuorcla Starlera. Immer schmaler wird der Weg und ist nicht überall leicht zu finden. Hauptsache wir dringen weiter ins Tal vor, die kleinen Gegenabstiege an Bachläufen sind kaum der Rede wert. Etwas sumpfig ist hier das Gelände und wimmelt von Fröschen und Kaulquappen. In der Nähe von Punkt 2468 verlassen wir den Weg und wenden uns nach Links über einen Rasenabsatz der Ostflanke zu. Schutthalden und Rasenflächen stellen sich uns nun in den Weg, allzu steil sind diese aber zum Glück nirgends, sodass der Aufstieg doch eher gemütlich verläuft. Ja sogar einzelne Pfadspuren helfen uns hier und da die Wand zu überwinden. Mit einer weiten Rechtskehre erleichtern wir uns den Aufstieg zum ersten Absatz, dann erleichtert eine noch weitere Linkskehre das Überwinden eines nun steileren Schuttfeldes. Dort angelangt wenden wir uns noch einmal für einige Höhenmeter nach rechts, bis wir direkt unter dem großen Schneefeld stehen, welches schon von weiten gut sichtbar die kurze Gipfelwand bedeckt. An einer weniger steilen Stelle können wir es überwinden und legen dann die letzten Meter auf grobem Schutt zurück, ehe wir vor dem viel zu groß geratenen Gipfelkreuz stehen, und über die unverhoffte Aussicht staunen, die vor lauter Abwechselung kaum erfasst werden kann. Vis a Vis stehen uns der Piz Timun und der Pizzo Stella mit seinem strahlend weißen Firnkleid gegenüber. Über uns erhebt sich die dunkle Pyramide des Piz Grisch, darunter gibt es interessante Einblicke in die Savogniner Bergwelt. Die nahen Aversberge überragt der spitze Piz Platta, dahinter tauchen die wild gezackten Felstürme des Bergells auf. Gut zu sehen ist die gefürchtete Nordostwand des Piz Badile. Auch die Glarner und Plessuralpen reihen sich wie zum Rapport bestellt aneinander.

Eine Anstiegs- und natürlich auch Abstiegsvariante stellt der Südgrat des Piz Alv dar. Um auf ihn zu gelangen folgt man ab Punkt 2468 weiter dem Anstiegsweg zur Fuorcla da Saletscha, biegt aber unter einer kleinen Grateinsattlung vom Weg ab, um den Grat über einen Geröllhang direkt zu erreichen. Dies spart nicht nur Wegstrecke, sondern auch einen kurzen Zwischenabstieg. Von dort sind dann nur noch gute 200 Höhenmeter zu bewältigen, wofür eine knappe Dreiviertelstunde zu veranschlagen ist. Man folgt dem flachen Grat auf Wildwechseln und achte darauf sich nicht in die lockeren Schutthalden des Südwesthanges zu verirren. Nur einige sehr leichte Kletterschritte stellen sich uns in den Weg, sodass der aussichtsreiche Gipfel ohne Schwierigkeiten erreicht wird und ein Ostwandabstieg die Überschreitung vervollständigen kann.

Talort: Savognin (1200m)

Ausgangspunkt: Radons (1866 m)

Zeiten: Radons-Piz Alv: 3 St. ; Abstieg: 2 St.

Höhenunterschiede: Radons-Piz Alv: knapp 1000 Hm.

Schwierigkeiten: für den erfahrenen Bergwanderer problemlos durchführbar

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Savognin: Camp Julia, tel.: 081/6841309 ; Radons: Lager Pienta, tel.: 081/6841105

ÖPNV-Anbindung: Savognin unterhält Busverbindungen nach St. Moritz ,Thusis und Chur ; Radons wird von Savognin aus mit Wanderbussen des Tourismusbüros versorgt (dort vorher anmelden), es besteht aber auch eine reguläre Postautoverbindung