Piz Piot (3053 m) Aversberge

Krönender Abschluss des Averstales

Der Piz Piot gehört noch zu den unbekanntesten Bergen in der sowieso schon unbekannten Plattagruppe, bzw. den Aversbergen. Er befindet sich in der Nähe des bekannten Septimerpasses, dem Übergang vom Avers ins Bergel. Auch dieser hat seit dem Bau der Julierpasstraße nur noch touristische Bedeutung, das Einwirken von Römern und Walsern ist aber noch deutlich erkennbar. Albula, Julierpass, Septimerpass, Mera, Liro, Splügenpass und Hinterrheintal begrenzen diese Gebirgsgruppe. Teile der Gruppe wie die Stella-und Gallegionegruppe gehören politisch bereits zu Italien, auch wenn alle diese Gipfel problemlos vom Bündnerland aus erreicht werden können.

Piz Piot

Woher der Name Piot stammt war nicht in Erfahrung zu bringen, auf jeden Fall aber bildet er mit seinem Nachbarn, der breiten Mauer des Piz Turba den Abschluss des Aversertales. Er wird also vor allem von Juf aus bestiegen, mit 2107 Metern die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung der Alpen. Entsprechend schnell ist der Gipfel zu erreichen. Das Fehlen von Wegen fällt da nicht so sehr ins Gewicht. Dazu bildet er eine imposante Gipfelgestalt aus schwarzem und rötlichem Schiefergestein unter dem immerhin ein nicht unbeträchtlicher Gletscherrest sein Dasein fristet. Sogar Spalten sind hier zu finden. Diese werden allerdings beim leichten Normalanstieg nicht berührt. Allenfalls ein paar Skitourengeher finden im Winter den Weg hinauf zum Gipfel. Wer einiges an Ausdauer mitbringt kann gleich im Anschluss noch den Piz Turba besteigen, was einen Mehraufwand von 300 Höhenmetern, etwa einer Dreiviertelstunde Zeit und Kletterei im ersten Schwierigkeitsgrat bedeutet. Ein malerischer blauer See befindet sich zwischen den beiden Gipfeln, womit sich ein äußerst lohnender Rastplatz anbietet.

Oberhalb von Juf besteht ein Murmeltierpfad, wo auf Informationsschildern alles Wissenswerte über die possierlichen Nager zu erfahren ist. Sozusagen als Anschauungsmaterial dient dabei die größte Murmeltierkolonie der Schweiz. Die Chancen einige der nicht allzu schauen Tiere zu Gesicht zu bekommen sind also mehr als gut. Auch vor dem Averstal hat der Tourismus nicht halt gemacht, neben der Landwirtschaft sind die kleinen Orte ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet. Zahlreiche Gasthäuser, Zimmerangebote und auch innerhalb der Orte angebrachte Wanderkarten zeugen von diesem Wandel. Mittlerweile ist auch das komplette Averstal von einem Mobilfunknetz überzogen, anders als bei meinen ersten Besuchen. Trotzdem hat es den Großteil seiner Ursprünglichkeit bewahren können, gerade die Tour zum Piz Piot lädt dazu ein, sich davon zu überzeugen.

 

Der Wegverlauf

Vom Parkplatz am Ortseingang Juf folgen wir dem geraden Weg auf das Talende zu in Richtung Forcellinapass. Schnell erreichen wir eine erste Weggabelung, bei einem großen Stein mit Wildasylmarkierung. Links führt der bezeichnete Pfad in Richtung Forcellinapass, rechts Pfadspuren über Weidefläche und unmarkiert am Averser Rhein entlang. Diese Pfadspuren verlieren sich bald, sind aber auch nicht nötig, wir suchen uns einfach oberhalb des Averser Rheins selbst den besten Weg über Rasen und später Schutt. Überall ist das Gelände gut begehbar, Probleme mit der Wegsuche dürfte es bei guter Sicht keine geben. Nachdem der Weg einen Rechtsknick gemacht hat ist der Gipfel bereits gut sichtbar und liegt direkt vor uns. Ein rötlicher Schuttrücken versperrt uns den Weg zum Firnplateau unter dem Gipfel. Wir halten uns links bis wir auf der linken Seite einen Geröllhang direkt vor uns haben. Den müssen wir hinauf, aber der Schutt ist sehr grob und lässt sich problemlos begehen. Im oberen Bereich finden sich sogar wieder einige Pfadspuren und nach 150 Höhenmetern ist dieses Hindernis überwunden. Die letzten gut 300 Höhenmeter geht es nun zwar steil, aber unschwierig zuerst auf Rasen, dann über steilen Schutt immer am Grat entlang hinauf. Steigspuren leiten unfehlbar zum Vorgipfel. Nun wird der Grat schärfer, aber alle Hindernisse lassen sich ohne jegliche Schwierigkeiten linksseitig umgehen und bald ist der Gipfelsteinmann mit seiner blauen Markierungsstange erreicht. Ein Gipfelbuch suchte ich hier vergeblich. Hauptblickfang ist das Bergell, welches mit seinen steilen Granitwänden auf der anderen Talseite aufragt. Unter uns blicken wir auf den Lac Duana unter dem doppelgipfligen Piz Duan. Monte Disgratia, Piz Roseg und Piz Platta bilden die weiteren Glanzpunkte der Schau. Wir können den Berg nun überschreiten, indem wir nach einem kurzen Abstieg erneut aufsteigen um den steileren, felsigen Vorgipfel zu erreichen. Eventuelle Felspassagen können linksseitig umgangen werden. Auf der 1/30000 Landkarte ist dieser nicht kotiert oder benannt. Für den weiteren Abstieg umgehen wir die Gipfelfelsen links und erreichen so den steil abfallenden Schuttgrat der in Richtung Grauhörner zeigt. Mit etwas Glück können wir über Schneefelder in den Sattel abfahren, ansonsten macht uns steiler, rutschiger Schieferschutt das Leben schwer. Nun überqueren wir die große Schutt - oder Schneebene um möglichst gradlinig wieder zum Aufstiegsweg zurückzukehren.

Piz Turba:

Vom beschriebenem Sattel zwischen Piz Turba und Piz Piot halten wir uns diesmal links anstatt rechts und steigen dem Piz Turba über Rasenhänge entgegen. Die erste Felsstufe wird dabei rechts auf Rasenbändern umgangen. Schnell aber kehren wir zum nun felsigen Grat zurück, steigen auf ihm weiter, hin und wieder mal die Hände benutzend, bis unter den steilen Aufschwung zum Vorgipfel. Diesem weichen wir bequemer Links in die Schuttflanke aus, bevor wir dann auf Pfadspuren direkt unter dem Gipfelkopf zum Grat zurückkehren. 5 Minuten leichte Kletterei und der Gipfel (3018) ist erreicht. Die Rundsicht ist ähnlich umfassend wie vom Nachbargipfel, sogar ein Gipfelbuch ist hier deponiert. Absteigen kann man über den Aufstiegsweg oder durch die rechtsseitigen Schutt-und Firnflanken zum Forcellinapass. Pfadspuren und Steinmänner weisen den richtigen Weg. Die Hänge sind aber überall gut begehbar, stellen sie doch im Winter auch den Skianstieg zum Piz Turba dar. Von der Forcellina folgen wir in weitem Bogen dem beschilderten Weg, zuerst in Richtung Scalottapass, dann beim ersten Wegweiser Links auf bezeichnetem Pfad in steilen Serpentinen zurück nach Juf.

Talort: Aver-Juf (2107 m)

Ausgangspunkt: Juf

Zeiten: Juf-Piz Piot: 3 St. , Abstieg: 2 St. ; Abstecher Piz Turba: plus 1 St.

Höhenunterschiede: Juf-Piz Piot: knapp 1000 Hm. ; Sattel-Piz Turba: + 300 Hm.

Schwierigkeiten: Piz Piot: erfahrener Bergwanderer ; Piz Turba: leicht

Stützpunkte: keiner

Übernachtungsmöglichkeit im Talort: Pension Edelweiß, tel.: 081/6671134 , mindestens 45 Franken, da Frühstück und Abendessen genommen werden müssen

ÖPNV-Anschluss: Busse von Andeer, Anschluss von Thusis, der erste Bus erreicht Juf um 8,11 Uhr