Chearoco Besteigung (6108 m)

In 3-4 Tagen kann der Chearoco ohne die ganz großen alpinistischen Schwierigkeiten bestiegen werden. Dabei ist mindestens ein Lager in den malerischen Seitentälern der Cordillera Real nötig, oft wird ein zweites am Gletscherrand errichtet. Dann hat man am Gipfeltag weniger als 1000 Höhenmeter, welche komplett im Eis verlaufen. Die gigantischen Gletscherflächen dieser Region können durchaus Respekt erzeugen und sind wirklich nicht ohne. Ein steileres Wandstück muss ebenfalls überwunden werden, schätzungsweise um die 55 Grad. Man dabei durchquert wirklich ursprüngliche und extrem attraktive Bergregionen, wo man sich als Bergsteiger wochenlang beschäftigen kann.

Was spielt es schon für eine Rolle ob einige der Berge keine Namen haben, ob viele die 6000m Grenze knapp verfehlen und keine Prestigegipfel auf dem Plan stehen. Hier gibt es das echte Erlebnis und nur das zählt. Und mit dem Chearoco und Chachacomani gibt es sogar zwei 6000er in der Region, etwas weiter nördlich noch die etwas bekannteren Ancohuma und Illampu. Von La Paz aus können wir in gut 3 Stunden am Ausgangspunkt sein, je nachdem wie lange wir brauchen das unvermeidliche El Alto zu durchqueren. Sobald man das aber geschafft hat steht die Landschaft im Vordergrund, und die kann sich wahrlich sehen lassen. Die komplette Cordillera Real reiht sich vor uns auf, Illimani, Mururata, Huayna Potosi oder Condoririgruppe sind ebenso presänt wie Ancohuma, Illampu und Kasiri im Norden und die Negruni Gruppe und Chachacomani und Chearoco mittendrin. In den Seitentälern hinter dem Örtchen Chachacomani werden wir bisher noch mit Eintrittsforderungen und Schranken belästigt. Der Anwohner sind längst nicht mehr feindlich gesinnt, wie man es noch in alten Beschreibungen hört, sondern freuen sich über Touristen. Denn so können sie mit ihren Tragtieren oder als Hochträger deutlich mehr Geld verdienen als mit ihren Agrarprodukten. Die Preise für die Esel sind allerdings verhältnismässig hoch, aber natürlich, wie überall in Bolivien verhandelbar.

Chearoco ein 6000er in Bolivien

Aufstieg und Infos zum Chearoco  

Anfahrt: Vom Zentrum fahren wir über die Stadtautobahn und folgen der Strasse Richtung Copacabana. Kurz nach El Alto fahren wir bei Penas von der Hauptstraße Richtung Copacabana ab und durchfahren das Örtchen Penas. Hier gibt es eine einfache Übernachtungsgelegenheit im Pfarrhaus und ein gut ausgebautes Sportklettergebiet. Nun werden die Wege schwierig zu finden und unbezeichnet. Am Ortsrand halten wir uns rechts (auf die Berge zu) und durchfahren den Ort Chachacomani. Dann über eine kleine Brücke und mit weitem Rechtsbogen auf das Altiplano. Bei der nächsten Gelegenheit biegen wir Links ab, wiederum direkt auf die schon sichtbaren Eisgipfel zu. Alto Cruz Pampa heisst der Ort wo man Eseltreiber bekommen kann und von wo aus auch der Chachacomina bestiegen wird. Zum Chearoco biegen wir vor dem Örtchen links ab und folgen dem Fahrweg soweit wie möglich.

Talort: Penas auf dem Altiplano (4060m)

Ausgangspunkt: Seitental nach der Estancia Chachacomani auf ca 4500m

Schwierigkeiten: steiles Gelände im Eis bis ca. 55 Grat; Gletscher mit Spalten und Durchquerung von Feldern aus dicken Felsbrocken

Höhenunterschied: mit Gegenanstiegen knapp 2000 Hm

Zeit: 2-4 Tage
Bis zum ersten Lager ca. 3 Stunden, von dort zum Gipfel und zurück um die 10 Stunden.

Unterkünfte: keine, Zeltmöglichkeiten sind vorhanden

Einkehrmöglichkeiten: keine
Eseltreiber sind in den umliegenden kleinen Höfen um Alto Cruz Pampa zu bekommen.

Gipfelplateau am Chearoco

Die Route

Am Endpunkt des Fahrweges können wir leicht Rechts haltend geradeaus auf die Berge zugehen. Erstmal geht es leicht bergauf, allerdings etwas später wieder ca. 200 Höhenmeter bergab auf die weite Ebene unter dem Chearoco. Wir finden immer wieder Pfade vor und haben fantastische Ausblicke auf die benachbarten Bergketten. Unser Lager sollten wir möglichst nah am Berg aufschlagen. Ein riesiger Felsblock bietet etwas Windschutz und liegt in einer trockenen Ecke. Die Ebene wird von Bächen durchflossen, daher sind viele Bereiche zu feucht um als Zeltplatz zu dienen.

Am nächsten Tag müssen wir sehr früh aufstehen und starten mitten in der Nacht. Zuerst queren wir die Hochfläche bis zum Ende und steigen dann auf undeutlichen Pfaden zwischen groben Felsblöcken zur Moräne hinauf. Nun betreten wir den Gletscher und legen Seil und Steigeisen an. Nun müssen Spaltenzonen umgangen werden und zusätzlich geschaut das wir uns nicht zu weit vom Hauptgipfel entfernen der sich links von uns befindet. Auf dem Gletscher verläuft der Aufstieg noch relativ flach. Doch bald kommen wir an das Steilstück und keuchen uns mehr oder weniger direkt die Wand hoch. Oben angekommen finden wir uns plötzlich auf dem gigantischen Gipfelplateau wieder und der Hauptgipfel ist nah. Als spitzer Punkt ragt er aus dem weissen Meer hinaus. Eine aussichtsreiche Gratquerung nach Rechts führt direkt hin. Am recht kurzen Schlußgrat geht es nochmal steil bergauf und dann stehen wir auf einem der höchsten Gipfel der Cordillera Real.

Halb Bolivien lässt sich von hier aus überschauen, nach Osten schweift der blick über das schier unendliche Amazonasgebiet, bzw. meistens über das Wolkenmeer darüber. Im Westen lässt sich der Titicacasee zu weiten Teilen überschauen und nördlich und südlich natürlich die komplette Cordillera Real. Hier wirklich vom Illimani bis zum Illampu.

Auf dem Aufstiegsweg steigen wir auch ab, schon weil es beruhigend ist wieder denselben Weg zu nehmen wo wir auf dem Hinweg keine Probleme mit Gletscherspalten gehabt haben. Diesmal geht es deutlich schneller als beim Aufstieg und bald verlassen wir den Gletscher. Nun schaffen wir es auch noch bis zum Lager zurück. Am nächsten Tag können wir dann ausschlafen und ganz in Ruhe die 3 Stunden zum Auto zurücklegen.

Chearoco – Besteigung eines unbekannten 6000ers in der Cordillera Real