Nevado de Tolima (5230 m)
Nevado de Tolima, der König der Los Nevados in Kolumbien
Einer der eindrucksvollsten Berge Kolumbiens ist der Nevado de Tolima. Sowohl von Salento/Perreira aus als auch von Ibague kann der Gipfel versucht werden. Wobei die Perreiraseite zwar als einfachere gilt, aber auch einen längeren Anmarsch erfordert. Beide Anstiege sind äusserst mühsam, verlaufen sie doch durch matschige Bergwälder mit immer mal wieder Gegenanstiegen. Ungefähr auf 3700m Höhe gehen diese Bergwälder dann in den von dichtem Ichugras und Bromelienarten bewachsenen Paramo über. Auch hier stellen sich dem Wanderer immer mal wieder feuchte Stellen in den Weg und oft bilden sich Wolken. Generell jedoch ist die Sicht frei und sämtliche Hochgipfel von Los Nevados kommen zum Vorschein. Um die 4000 Meter Marke herum wird es dann felsig bzw. steinig und dadurch eher etwas weniger anstrengend.
Besteigung des Nevado de Tolima
Vier Tage sind für die Besteigung des Nevado de Tolima von Salento aus bzw. dem Cocoratal zu veranschlagen. Da Gebirgsformation der Los Nevados auf 4 Departamentos (Bundesländer) aufgeteilt wird sind die Regelungen hinsichtlich Eintritt und Guidepflicht verschieden. Dabei sind die südlichen Departamentos Quinido und Tolima deutlich liberaler und eine Besteigung ohne Guide, Anmeldung und sogar ohne die in Südamerika so beliebten Eintrittsgelder ist möglich. Zum Glück liegen die Ausgangspunkte für die Besteigung des Nevado de Tolima in diesen beiden Regionen, sodass keine Permits oder Guide Zwang in Kauf genommen werden müssen. Trotzdem ist der Nevado de Tolima nicht zu unterschätzen und wer nicht über wirklich viel Bergerfahrung, auch unter südamerikanischen Verhältnissen, verfügt sollte sich einer der durchaus sehr seriös arbeitenden Agenturen anvertrauen. Die kümmern sich dann auch gleich um die komplette Logistik und Verpflegung.
Bei den nördlichen Bergen um den Santa Isabell und den momentan gesperrten Nevado de Ruiz, dem höchsten Berg der Region Los Nevado, ist das anders. Man wird ohne lokalen Führer (diese sind oft wenig motiviert weil sie die Arbeit ja sowieso bekommen, und verfügen seltenst über Englischkenntnisse) nicht in den Park gelassen. Am Eingang können jedoch Führer für den nächsten Tag vermittelt werden.
Aber zurück zum Nevado de Tolima. Von beiden Seiten ist der Anstieg zwar anstrengend, aber sehr abwechslungsreich. Nicht nur die vielfältige Vegetation fasziniert, auch eine hohe Anzahl von Bergseen wie die Laguna Otun oder die Laguna Laguna Verde sind definitiv einen Besuch wert. Die hohen Berge sind mittlerweile weitgehend felsige Gestalten, deren ehemalige Gletscher abgeschmolzen sind. Man nennt diese Bergform in Kolumbien Paramillo. El Cisne und der Quindio sind die bekanntesten und attraktivsten Beispiele der Paramillos. Nur der Nevado de Tolima, der Santa Isabell und der Nevado de Ruiz haben sich noch Gletscherreste bewahren können. Während die Eisflächen bei letzteren Beiden eher flach auslaufen erfordert der Nevado de Tolima eine Erfahrung mit Pickel und Steigeisen und eine gute Eistechnik. Er ist definitiv der anspruchsvollste Berg dieser Region, was ihn aber auch nochmal ein Stück attraktiver macht. Normalerweise ist man allein an diesem Berg unterwegs.
Talorte: Salento auf 1890m und Ibague (1280m)
Ausgangspunkte: Cocoratal (2500m) oder El Rancho (2600m) Hier gibt es jeweils noch eine Einkehrmöglichkeit und man kann auf Wunsch sogar übernachten.
Anfahrt: Das Cocoratal ist auf einer guten Strasse per Taxi oder anderen Transportanbietern von der Plaza in Salento aus gut zu erreichen. Nach El Rancho kommt man nur mit privatem Transport, bis Junta fahren Minibusse. Dann bleiben allerdings noch 3 Stunden Fußmarsch zum Ausgangspunkt. Dort gibt es auch ein Termalbad
Höhenunterschiede: insgesamt mit Gegenanstiegen jeweils an die 3000Hm, von El Rancho eher 2700 Hm
Schwierigkeiten: steile Aufstieg auf rutschigen Waldwegen, Eispassagen von um die 50 Grad und viel wegloses Gelände, wo auch mal über grobe Blöcke balanciert werden muss.
Anstiege
Von Ibague
Der Anstieg von Ibague führt zuerst weit mit dem Fahrzeug hinauf, denn die ersten 1400 Höhenmeter überwinden wir per Auto. Am kleinen Weiler El Rancho ist dann aber definitiv Schluß, ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Wir möchte kann hier sehr einfach übernachten und sich mit einem Besuch der hiesigen Termalbäder auf den langen Aufstieg vorbereiten. In jedem Fall sollten hier die Vorräte nochmal aufgestockt werden, weiter oben gibt es dazu definitiv keine Möglichkeit mehr. Und wir müssen am ersten Tag gleich bis 3800 Meter hinauf, vorher findet sich kein geeigneter Lagerplatz. Da wir volles Gepäck haben ist der Aufstieg nicht ohne, auch weil die in dieser Region so beliebten Zwischenabstiege immer mal wieder eingestreut werden. La Cueva (die Höhel) auf 3800m dient als Zeltplatz. Sie ist von Felsen und Bäumen umgeben die den Regen zumindest etwas abhalten können. Nun haben wir den Paramo erreicht und die Landschaft ändert sich merklich. Am nächsten Tag müssen wir auf 4500m hinauf. Las Latas nennt sich dieser Lagerplatz, welcher Dank einem riesigen Metallkreuz schwer zu verfehlen ist. Eine Mamortafel erinnert an einen Hubschrauberabsturz.
Aus dem Cocoratal ist der erste Teil gleich wie bei Quindio:
Diese Tour startet normalerweise morgens im Cocora Tal (Salento). Unsere in etwa 3,5- stündige Wanderung führt uns an den Nebelwäldern entlang, am Acaima Naturreservat vorbei und anschließend weiter bis Estrella de Agua (3100m). Ein idealer Ort um eine Pause zu machen und zu Mittag zu essen.. Diese Wegstücke sind steil und oft matschig. Man überwindet dabei deutlich mehr Höhenmeter, als es die Differenz zwischen Ausgangspunkt und Endpunkt vermuten ließe. Der Aufstieg wartet mit etlichen Gegenabstiegen auf, die natürlich auch wieder aufgestiegen werden müssen. Vom Reservat sind es noch einmal in etwa 3 Stunden bis zu unserer heutigen Unterkunft, der Farm "La Primavera" (3750m). Dabei geht es zuerst weiter durch die dichten Bergwälder bis auf gut 3600m die Paramos erreicht werden. Plötzlich weitet sich die Landschaft und man sieht zahlreiche Gipfelkuppen über den nun spärlichen Bäumen. Nur sehr wenige vereinzelte Höfe gibt es hier noch, welche oft als Unterkünfte dienen. Das Leben ist mühsam, denn alles muss per Pferd hinauf geschafft werden. Bis zur Estancia Primavera haben wir noch einige Auf - und Abstiege zu überwinden. Dabei haben wir immer die mächtigen Hochgipfel “Los Nevados” wie den Nevado de Tolima, Santa Isabell oder eben den Quindio vor Augen. Wenn das Wetter es denn zulässt….
Am zweiten Tag durchwandern wir die Paramos, wiederum mit den unvermeidlichen Auf - und Abstiegen und steigen ebenfalls bis zum großen Kreuz Las Latas auf, was übrigens in etwa “die Blechbüchsen “ bedeutet. Dabei halten wir immer auf den schon von der Fram aus deutlich sichtbaren Nevado de Tolima zu. Doch Vorsicht, der Berg ist zwar sehr deutlich vor uns zu sehen, aber der Anmarschweg ist noch weit! Die klare Luft täuscht.
Am Gipfeltag wird noch im Dunkeln gestartet. Nach einer guten Stunden ist die Schneegrenze auf ca. 4800m (auch hier wandert sie nach oben) überschritten und es geht zuerst mal im steilen Eis bergauf. Natürlich werden nun Steigeisen und Klettergurte angelegt und Seile und Eispickel verwendet um den Dulimagletscher zu überqueren. Am gewaltigen Hochplateau unter dem Krater wird der deutlich flacher. Trotzdem kann er bei tiefem Schnee sehr kraftraubend sein. In jedem Fall dauert es nochmal 3-4 Stunden vom Eis bis zum Kraterrand. Meistens erwartet uns hier oben ein atemberaubendes Schauspiel von heißen Schwefeldampf (vorsicht, bitte nicht viel davon einatmen) und freier Sicht in alle Richtungen. Alle Hochgipfel der Los Nevados reihen sich vor uns auf, zudem können wir halb Kolumbien überblicken. Aber es wird schnell kalt hier oben und wir müssen zumindest bis Las Latas zurück, wenn möglich noch bis zum vorherigen Lager.
Sowohl von La Cueva als auch von der Estancia Primavera kann dann auf demselben Weg abgestiegen werden, wo wir auch hinauf gekommen sind.