Headline: Huascaran - Der majestätische Riese von Peru
Alles, was du über den höchsten Gipfel der Tropen wissen musst: Geschichte, Besteigung und Gefahren.
Mit seinen 6.768 Metern ist der Nevado Huascaran nicht nur der höchste Berg Perus, sondern auch der höchste Punkt in den Tropen weltweit. Majestätisch erhebt er sich über der Cordillera Blanca, einer der eindrucksvollsten Hochgebirgsketten der Anden, bzw. der weltweit. Der Huascaran ist nicht nur ein Magnet für Höhenbergsteiger, sondern auch ein Berg mit einer faszinierenden Geschichte - geprägt von Triumphen, Tragödien und beeindruckender Naturgewalt.
Allgemeine Fakten zum Huascaran
- Lage: Cordillera Blanca, Ancash-Region, im Huascarán-Nationalpark (UNESCO-Welterbe)
- Höhe: 6.768 m (Huascarán Sur), 6.655 m (Huascarán Norte), beide Gipfel des Huascaran zählen zu den höchsten Bergen der Anden, wobei der höhere Südgipfel deutlich mehr Besuch erhält.
- Bergtyp: vergletscherter Hochgipfel und Teil der tropischen Anden
- Erstbesteigung: 20. Juli 1932 durch eine deutsch-österreichische Expedition unter Leitung von Philipp Borchers
- Normalroute: Von Mancos oder Yungay ins Base Camp (ca. 4.200 m), dann weiter über das Gletscherlager auf ca. 5.000 m und die steile Nordwestflanke zum Gipfel
- Schwierigkeit: technisch mittelschwer (AD), aber stark abhängig von Gletscher- und Wetterbedingungen
Geografie und Glaziologie
Der Huascarán besteht aus zwei Gipfeln:
- Huascarán Norte (Nordgipfel) und
- Huascarán Sur (Südgipfel),
getrennt durch die gefährliche Garganta (Schlucht) - eine Gletscherpassage mit Spalten und potenziellen Eisschlägen. Die Flanken sind stark vergletschert, mit stetiger Veränderung durch Klimaerwärmung, Gletscherrückgang und instabilen Seracs. Steinschlag ist somit vorprogrammiert.
Tragödien und Legenden
Das Erdbeben von Yungay (1970)
Am 31. Mai 1970 erschütterte ein schweres Erdbeben (Magnitude 7,9) die Region. Es löste am Nordgipfel einen massiven Eisschlag aus, der zusammen mit Fels- und Schneemassen ins Tal stürzte. Innerhalb von Minuten wurde die Stadt Yungay von einer gigantischen Lawine (geschätzt 80 Millionen m³ Material) komplett ausgelöscht. Über 20.000 Menschen starben bei einer der schlimmsten Naturkatastrophen Südamerikas.
Der heutige Campo Santo de Yungay ist ein Mahnmal, wo nur die Kirchturmspitze, ein paar Palmen und ein Bus das ehemalige Stadtzentrum markieren.
Die „Verflixte Garganta“ (zu Deutsch "Rachen")
Viele Expeditionen scheiterten in der „Garganta“, weil sich dort häufig Eistürme oder Spalten auftun. Ein Bergführer aus Huaraz sagte einmal scherzhaft: „Die Garganta ist wie eine peruanische Bürokratie - voller Tücken, und du kommst nur durch, wenn du Glück und Geduld hast.“
Ein Lama auf dem Gipfel?
Ein kurioser Moment ereignete sich in den 1990ern, als ein französisches Team versuchte, ein Lama als PR-Gag auf den Huascarán zu führen. Es kam immerhin bis ins Hochlager, verweigerte dann aber den Weiterweg - und wurde zum inoffiziellen Maskottchen des Camps.
Aktuelle Sicherheitssituation (Stand 2025)
Die Besteigung des Huascarán gilt auch heute als ernstzunehmende Hochtour, weniger wegen extremer technischer Schwierigkeiten, sondern wegen objektiver Gefahren wie:
Steinschlag und Felssturz:
Durch die Klimaerwärmung ist der Permafrost instabil. Besonders im Bereich unterhalb der Garganta und an Felsbändern zwischen Basecamp und Hochlager kommt es vermehrt zu Steinschlägen - besonders in den warmen Nachmittagsstunden.
Empfehlung: Früher Aufbruch, Helm immer tragen, nie in Felsrinnen rasten.
Lawinen und Serac-Abbrüche
Die Route führt unter und durch steile Gletscherhänge mit hängenden Eiswänden. Abbrüche kommen spontan vor, insbesondere nach Schneefällen oder an heißen Tagen. 2024 kam es zu einem Lawinenereignis mit mehreren Verletzten - der Zugang wurde kurzzeitig gesperrt.
Empfehlung: Tourzeit gut wählen (Juni-August), Wetterbericht und lokale Warnungen beachten. Gletschererfahrung, Seiltechnik und Führung durch lokale Bergführer dringend angeraten.
Spaltensturz und Höhenkrankheit:
Klassische Gefahren in großen Höhen - durch den Rückzug des Eises entstehen neue Spalten an ungewohnten Stellen.
Außerdem: Die große Höhe erfordert gute Akklimatisation.
Mindestens eine Woche Vorakklimatisation (z. B. durch Besteigungen von Nevado Pisco, Vallunaraju o. Ä.) ist ratsam.
Besteigungsbedingungen und Genehmigungen
Die Besteigung ist genehmigungspflichtig: Der Huascarán liegt im Nationalpark - eine Besteigung muss bei SERNANP registriert werden. Dabei zahlt man nur den gängigen Nationalparkeintritt und keine extra Besteigungsgebühr.
Es wird eine Eintrittsgebühr erhoben: ca. 60 Soles (für mehrtägige Besteigungen)
Zur Pflichtausrüstung gehören Steigeisen, Seil, Eispickel, Helm, Gletscherausrüstung, warme sehr feste Bergschuhe (ich denke mal das sind Selbstverständlichkeiten an so einem Berg)
Eine Führerpflicht ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber ein Bergführer wird dringend empfohlen. Viele Bergführer in Huaraz wurden von der Bergführer Organisation UIGAM ausgebildet. Dabei werden die gleichen Anforderungen erfüllt, die auch für Bergführer in den Alpen gelten.
Die beste Jahreszeit reicht von Juni bis August (Trockenzeit), dann herrschen relativ stabile Bedingungen.
Anstiegsbeschreibung zur Besteigung des Huascarán Sur (Süd)
Tag 1: Huaraz - Musho - Huascarán Basecamp (4.200 m)
Fahrt (ca. 2-3 h) nach Musho (2.900 m)
Aufstieg mit Maultieren ins Basecamp (Gehzeit ca. 4-5 h)
Übernachtung im Zeltlager
Tag 2: Aufstieg ins Hochlager / Camp 1 (5.050 m)
Über Moränen- und Schotterfelder bis zum Rand des Gletschers
Anschließend Einstieg in den Gletscher - oft steile Eis- und Firnpassagen
Aufbau des Hochlagers in sicherer Zone
Gehzeit: ca. 4-5 h
Vorsicht: Steinschlaggefahr bei spätem Aufbruch!
Tag 3: Aufstieg zur Garganta - Camp 2 (ca. 5.900 m)
Früher Aufbruch (gegen 3:00-4:00 Uhr)
Querung großer Spaltenzonen
Passieren der gefährlichen „Garganta“: Seracs, Lawinenkegel, Hohlräume - objektive Gefahren!
Aufbau des zweiten Hochlagers im Schutzbereich über der Garganta
Gehzeit: ca. 6-7 h
Gute Sicht und stabile Schneeverhältnisse erforderlich
Tag 4: Gipfeltag - Huascarán Süd (6.768 m)
Aufbruch gegen 0:00-1:00 Uhr
Lange, steile Gletscherpassagen, Serac-Zonen und Spaltenqueren
Steigungen bis 45°, je nach Bedingungen
Gipfelgrat meist gut begehbar, atemberaubender Panoramablick auf die gesamte Cordillera Blanca
Abstieg zum Camp 2 oder direkt bis Camp 1 (je nach Kondition & Wetter)
Gehzeit: ca. 10-14 h gesamt
Tag 5: Abstieg Basecamp - Rückkehr nach Musho - Transfer Huaraz
Früher Start, Rückzug über Gletscher und Moränenweg
Rücktransport von Musho nach Huaraz
Übernachtung in Huaraz
https://www.suedamerikatours.de/peru/cordillera-blanca-mit-huascaran