Perus gefährlichster Berg: Der Yerupajá ist eine Herausforderung für Extremalpinisten
Der Yerupajá vereint Schönheit und Gefahr in der Cordillera Huayhuash
Allgemeines und Bedeutung
Der Yerupajá ist mit 6.634 Metern der zweithöchste Berg Perus und der höchste Gipfel der Cordillera Huayhuash, einem wild zerklüfteten und spektakulären Gebirgszug südlich der Cordillera Blanca. Er ist nach dem Huascarán (6.768 m) der höchste Punkt des Landes, gilt jedoch als weitaus schwieriger zu besteigen. Aufgrund seiner steilen, vereisten Flanken, der extremen Wetterbedingungen und objektiven Gefahren wie Lawinen oder Eisabbrüchen ist er einer der anspruchsvollsten Sechstausender der Anden.
Der Name Yerupajá stammt aus dem Quechua und wird häufig mit „weißer Morgen“ oder „Wasserquelle“ übersetzt, was auf seine vergletscherte Erscheinung und seine Bedeutung für die Wasserquellen der Region hindeuten könnte.
Anden-Koloss Yerupajá: Die extreme Herausforderung
Leider wird der Yerupaja aufgrund der sehr hohen objektiven Gefahren kaum noch bestiegen. Bergführer aus Huaraz raten zumeist von der Besteigung ab. Trotzdem gibt es weiterhin gelegentliche Versuche den Gipfel zu erreichen. Dabei sind die Wintermonate von Mai bis August am ehesten Erfolgversprechend. In der anderen Monaten liegt zumeist zuviel Schnee und das Wetter ist extrem unbeständig. Neben der Lawinengefahr ist die dann zumeist sehr schlechte Sicht ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Dazu kommt Steinschlag, der sich durch abtauenden Permafrost verstärkt hat.
Geographie und Geologie
Die Cordillera Huayhuash ist ein kompakter Gebirgszug von etwa 30 km Länge, in dem sechs Gipfel über 6.000 m liegen. Der Yerupajá dominiert die zentrale Achse dieses Massivs mit seinen fast senkrechten Wänden und langen Graten. Sein markanter Westgrat ist einer der bekanntesten in den Anden.
Geologisch besteht die Huayhuash-Kette größtenteils aus Sedimentgestein aus der Kreidezeit, darunter Kalkstein und Schiefer, die durch tektonische Aktivität in große Höhen aufgefaltet wurden. Die extreme Topographie des Yerupajá ist das Ergebnis dieser Auffaltung in Kombination mit starker Vergletscherung und Erosion.
Gletscher und Klimawandel
Der Yerupajá war über viele Jahrzehnte eine gewaltige, vergletscherte Eispyramide. Doch wie fast alle tropischen Hochgipfel ist auch er stark vom Klimawandel betroffen. Seine Gletscher haben sich seit den 1970er Jahren deutlich zurückgezogen, was nicht nur optische Veränderungen mit sich bringt, sondern auch die objektiven Gefahren erhöht: Mehr Spaltenzonen, instabilere Eisbalkone und größere Felssturzgefahr.
Die Schmelze der Gletscher in der Cordillera Huayhuash hat auch Auswirkungen auf die Wasserversorgung der umliegenden Regionen, da viele Flüsse in der Trockenzeit von diesen Gletschern gespeist werden.
Besteigungsgeschichte
Die Erstbesteigung gelang 1950 einem amerikanischen Team um David Harrah, James Maxwell und James Farmer, die den Gipfel über den Nordwestgrat erreichten – eine technische und damals bahnbrechende Leistung im Höhenbergsteigen. Die Route wurde schnell zu einem Mythos und zog seither nur erfahrene Alpinisten an.
In den 1960er bis 1980er Jahren gab es mehrere Versuche und Wiederholungen, unter anderem durch Seilschaften aus Deutschland, Österreich und Japan. Es wurden auch neue Routen erschlossen, darunter einige extrem schwierige Linien auf der Süd- und Ostseite.
Der Gipfel wurde nur sehr selten bestiegen – und noch seltener ohne Vorfälle. Viele Seilschaften mussten umkehren oder hatten mit Abstürzen und Lawinen zu kämpfen. In den letzten Jahrzehnten haben sich angesichts der erhöhten Risiken und instabilerer Verhältnisse die Besteigungen weiter reduziert.
Schwierigkeit und Gefahren
Der Yerupajá gilt als einer der technisch anspruchsvollsten 6000er Südamerikas. Er erfordert durchgehend Steileisklettern (60–80°), perfekte Sicherungstechnik, gute Akklimatisierung und hervorragendes Timing bezüglich Wetter- und Eisverhältnissen.
Objektive Gefahren:
- Lawinenabgänge
- Serac-Abbrüche
- Starke Winde
- Wetterumschwünge
- Hohe UV-Strahlung
- Eisschlag in Rinnen und Wandpassagen
Nur erfahrene Expeditionsbergsteiger mit tropischer Hochtourenerfahrung sollten eine Besteigung in Erwägung ziehen.
Route und Etappen
Die klassische Route folgt dem Nordwestgrat:
- Basislager (ca. 4.300 m) bei Jahuacocha oder Rasac.
- Hochlager I (ca. 5.300 m) am Gletscherbeginn – Zugang über steile Moränen und erste Spalten.
- Hochlager II (ca. 5.800 m) unterhalb des Grats.
- Gipfeletappe – steile Eisflanken (bis 70°) mit exponierter Gratkletterei – sehr langer Gipfeltag von bis zu 12–16 Stunden retour zum Lager.
Aufgrund der objektiven Gefahren und Komplexität der Tour planen die meisten Teams mehrere Tage für Akklimatisation und Fixseilinstallationen ein.
Talorte, Anreise und Zugang
Chiquián (3.400 m): Ausgangspunkt der klassischen Huayhuash-Rundtreks, mit Unterkünften und einfachen Versorgungsmöglichkeiten.
Llamac: Weiter innen liegendes Dorf am Beginn der Trekkingroute Richtung Jahuacocha.
Huaraz (3.050 m): Das regionale Zentrum mit guter touristischer Infrastruktur, Übernachtungsmöglichkeiten, Bergführeragenturen und Ausrüstungsverleih.
Anreise:
Ab Lima mit dem Bus (8–9 Std.) oder per Inlandsflug nach Huaraz.
Von dort per Allradfahrzeug weiter nach Chiquián und Llamac.
Träger, Köche und Lasttiere (Esel) können in Llamac organisiert werden.