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Huayna Potosí (6.088 m) - Der Hausberg von La Paz und beliebteste 6000er Boliviens

Besteigung des Cerro Khollin Khollu in der Cordillera Real

Der Huayna Potosí (6088m), nahe La Paz, ist Boliviens meistbestiegener 6000er und gilt als technisch einfacher Einstieg ins Höhenbergsteigen. Die Normalroute startet am Zongo-Pass und führt über Gletscher und Firngrat zum Gipfel. Obwohl beliebt, dürfen die Herausforderungen durch Höhe, Kälte und Gletscherspalten nicht unterschätzt werden. Der Berg lockt viele Touristen an, was zu Problemen wie Umweltbelastung führen kann. Eine gute Akklimatisierung und professionelle Führung sind für ein sicheres Gipfelerlebnis essenziell.

Huayna Potosí: Boliviens meistbestiegener 6000er

Der ikonische Gletscherberg nahe La Paz ist ein beliebtes Ziel für Höhenbergsteiger in Bolivien

Trotz seiner "einfachen" Route erfordert der Huayna Potosí Respekt und gute Vorbereitung

Der Huayna Potosí ist mit 6.088 Metern Höhe einer der bekanntesten und meistbestiegenen Sechstausender Boliviens. Nur etwa 25 Kilometer nordöstlich der Millionenstadt La Paz gelegen, thront der markante Gletscherberg als eindrucksvolles Wahrzeichen am Horizont. Er gilt als einer der technisch einfacheren 6000er der Anden und ist daher besonders beliebt bei Bergsteigern aus aller Welt, die ihren ersten Gipfel in dieser Höhenklasse in Angriff nehmen wollen.

Doch trotz seines Rufes als „leichtester 6000er der Welt“ (was ziemlicher Blödsinn ist, viele 6000er Vulkane sind viel leichter zu besteigen...) darf der Berg keinesfalls unterschätzt werden - Kälte, Spalten, Wetterumschwünge und die Höhe fordern auch hier eine gute Vorbereitung und physische Leistungsfähigkeit.

Besteigungsgeschichte

Frühe Versuche und erste Gipfelbesteigung

Die Geschichte der Besteigung des Huayna Potosí reicht bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Die erste nachweisliche Besteigung gelang im Jahr 1919 zwei deutschen Bergsteigern: Rudolf Dienst und Oskar Köller. Sie nutzten einen Anstieg über den Nordostgrat und benötigten mehrere Tage für die Erkundung, Lageraufbau und letztlich den erfolgreichen Gipfelvorstoß.

Zuvor hatte es bereits einige Versuche gegeben, sowohl von Bolivianern als auch von internationalen Expeditionen, die jedoch an der schlechten Ausrüstung, der Unkenntnis des Geländes oder widrigen Wetterbedingungen scheiterten.

Der Erfolg von Dienst und Köller markierte einen Meilenstein in der Anden-Erforschung und machte den Huayna Potosí zu einem attraktiven Ziel für europäische Alpinisten.

Aufstieg zum Huayna Potosi Bolivien

Hauptanstiegsrouten

1. Normalroute (Ostflanke / Nordostgrat)

Die Normalroute ist heute der mit Abstand meistbegangene Weg auf den Gipfel. Ausgangspunkt ist die Zongo-Passstraße auf etwa 4.750 m, wo sich mittlerweile mehrere Berghütten befinden. Von hier erfolgt der Aufstieg in zwei Etappen:

Tag 1: Aufstieg zum Hochlager „Campo Alto“ auf ca. 5.130 m, über einen felsigen Pfad, der teils mit Seilen gesichert ist.

Tag 2: Start gegen Mitternacht oder 1 Uhr morgens, über den Gletscher hinauf durch Spaltenfelder, kurze steilere Eispassagen und schließlich über einen schmalen Firngrat bis zum Gipfel auf 6.088 m.

Technisch ist die Route moderat (PD bis AD je nach Bedingungen), dennoch erfordert sie gute Akklimatisierung und Kenntnisse im Umgang mit Steigeisen, Pickel und Seil.

2. Französische Route (Südostgrat)

Dies ist die ursprüngliche Route von 1919, deutlich weniger begangen und technischer als die Normalroute. Sie verläuft von der Ostseite über längere Eis- und Firnfelder, ist aber spaltenreicher und erfordert ein gutes Maß an Erfahrung.

Zustieg über das Milluni-Tal mit Biwak auf etwa 5.200 m.

3. Südwestwand (Direkteiswand)

Eine anspruchsvolle Route für erfahrene Alpinisten: die etwa 300–400 m hohe Steilwand mit Neigungen von bis zu 60–70 Grad bietet echtes Anden-Eisklettern. Der Zustieg ist identisch mit der Normalroute, der Einstieg erfolgt direkt unterhalb des Gipfelaufbaus.

Diese Route wird vor allem von lokalen Bergführern und ambitionierten Expeditionen begangen – oft als Training für höhere technische Berge wie Illimani oder Alpamayo.

4. Varianten und Kombinationen

Weitere weniger bekannte Varianten führen über den Südgrat oder verbinden Abschnitte der Hauptwege. Diese werden selten begangen und oft nur im Rahmen von Spezialtouren oder Trainings durchgeführt.

Heute: Infrastruktur und Situation am Huayna Potosí

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Infrastruktur rund um den Huayna Potosí deutlich verbessert. Der Ausgangspunkt, die Straße zum Zongo-Pass, ist von La Paz aus in ca. 2 Stunden erreichbar. Vor Ort existieren mehrere einfache Berghütten, darunter das Refugio Huayna Potosí, wo Ausrüstung gemietet, Mahlzeiten eingenommen und letzte Vorbereitungen getroffen werden können.

Der Berg ist mittlerweile sehr beliebt bei internationalen Trekkingagenturen und insbesondere bei Backpackern, die einen technisch „machbaren“ 6000er suchen. Dadurch kommt es in der Hauptsaison (Juni bis September) zu einem regelrechten „Gipfeltourismus“ – an guten Tagen können sich über 100 Personen gleichzeitig auf der Normalroute befinden.

Probleme und Herausforderungen

Müll und Umweltbelastung: Aufgrund der hohen Frequentierung kommt es trotz Bemühungen vieler Bergsteiger vermehrt zu Müllansammlungen an den Lagern und entlang der Route.

Unterschätzung durch Touristen: Viele unerfahrene Teilnehmer unterschätzen die Höhe und Anforderungen. Es kommt immer wieder zu Fällen von Höhenkrankheit oder Unfällen aufgrund mangelnder Vorbereitung. Dazu tragen lokale Agenturen bei, die den Berg verharmlosen, um ihn besser verkaufen zu können.

Klima und Gletscher: Wie fast überall in den Anden ist auch der Huayna Potosí vom Gletscherrückgang betroffen. Die Gletscherzungen ziehen sich zurück, Spalten öffnen sich schneller, und einige Passagen verändern sich jährlich.

Lokale Bergführer und Sicherheit

Trotz dieser Herausforderungen hat sich auch die Professionalität der lokalen Guides verbessert. Viele sind staatlich geprüft (UIAGM-Ausbildung) oder arbeiten eng mit erfahrenen Agenturen zusammen. Die Ausrüstung ist meist auf gutem Niveau, und es gibt mittlerweile auch Bergrettungsteams in der Region.

Der Huayna Potosí ist einer der ikonischsten Berge Boliviens – ein perfektes Ziel für ambitionierte Höhenbergsteiger und ein großartiges Trainingsziel für größere Expeditionen. Trotz seiner Beliebtheit und der relativ einfachen Zugangsmöglichkeiten bleibt er ein ernsthafter Berg, der mit Respekt, Vorbereitung und Verantwortung bestiegen werden sollte.
Wer den Huayna Potosí mit professioneller Begleitung, guter Akklimatisierung und realistischen Erwartungen angeht, wird mit einem unvergesslichen Gipfelerlebnis belohnt – hoch über den Lichtern von La Paz und im Angesicht der gigantischen Cordillera Real.

>> Mittelschwere 2-Tage-Bergtour mit der Besteigung des 6000er Huayna Potosi - Anstieg über einen der schönsten Eisgrade der Anden

 Der Huayna Potosi im Morgenlicht Bolivien

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