Zur Trauerfeier für Venezuelas verstorbenen Präsidenten Hogo Chávez versammelten sich 32 Staats- und Regierungschefs - vorwiegend aus Lateinamerika.

Chávez regierte Venezuela 14 Jahre lang. Am letzten Dienstag verstarb der 58-jährige an Krebs. Die Menschen in Venezuela sollen ihren Präsidenten für immer sehen können: Der Leichnam soll nach der Trauerfeier einbalsamiert und in einem gläsernen Sarg aufgebahrt werden. 

Bereits über zwei Millionen Menschen pilgerten zu Cháves Sarg. Es kommt zu vielen emotionalen Szenen: Viele wollen nicht glauben, dass IHR Präsident fort ist. Die Übergangregierung hält den Mythos Cháves am Leben. Sie will Cháves ewig präsent halten, ähnlich wie Ho Tschi Minh, Mao Tsetung und Lenin. Auch sie wurden präpariert und öffentlich aufgebahrt.

Mit seiner Programmatik berief sich Chávez auf sein Vorbild Simón Bolívar und dessen Einsatz für ein vereintes Südamerika. Lateinamerika wäre heute ohne Chávez nicht das, was es ist. Mit seinen Öl-Millionen versorgte es neben Kuba und Nicaragua auch Haiti und viele Kleinstaaten in der Karibik. Und nicht zu vergessen seinen bolivianischen Mitstreiter Evo Morales. 

Innenpolitisch umstritten polarisierte Chávez die Menschen in Venezuela. Der geniale Unterhalter fesselte seine Untertanen in seinen sonntäglichen Mamut-TV-Shows. Als Einpeitscher und Entertainer verbreitete er hier seine Theologien. Und seine Erlöse aus den Ölquellen landeten auch bei den Armen in Venezuela.

Gesamtwirtschaftlich hat Chávez versagt: Hohe Inflation und eine kontinuierlich steigende Staatsverschuldung beherrschen das Bild. Die sinkenden Erlöse aus den reichlich vorhandenen Ölreserven sind hausgemacht. Hier, wie in der gesamten Infrastruktur des Landes, rächen sich die unterlassenen Investitionen der letzten Jahre. Nachhaltige Erfolge bei der Verbesserung der Infrastruktur Venezuelas hat es unter Chàvez kaum gegeben.

Es deutet sich an, dass Chávez politische Erben seinen Mythos dazu missbrauchen, von den wahren Problemen des Landes abzulenken. Wie lange das wohl gut geht?