Piz Scharboda (3122 m) Adula Alpen

Formschöner Gipfel zwischen Greina und Zeivreilastausee

Etwas abgelegen ist er der Piz Scharboda von den üblichen Routen der Adula Alpen, genau zwischen Rheinwaldhorn-und Medelsergruppe. Bei einer Piz Terri Besteigung fiel mir sein formschöner Gipfelaufbau sofort auf, sodass ich beschloss mir diesen Berg, nur 23 Meter niedriger als der Terri selbst, mal von oben anzuschauen. Dann stellte sich die Frage von wo aus den Berg angehen? Aus der Greina? Vrin oder Puzzatsch wären sehr niedrige und weit entfernt gelegene Ausgangspunkte, weder Terrihütte noch Motterasciohütte befinden sich im direkten Umkreis des Berges. Die Valserseite aber bot sich mit einem hochgelegenen Ausgangspunkt an, obwohl man von hier aus sehr weit um den Zervreilasee herumlaufen muss.

Piz Scharboda Anstieg

Schon die Anfahrt durch die engen Schluchten des Valser Tales fordert die volle Aufmerksamkeit, besonders gewürzt wird die Strecke mit einem direkt in den Stein gehauenen Tunnel, dessen Befahrung durch eine Ampel geregelt wird. Danach geht es dann auf engem Weg und in steilen Serpentinen weiter zur Kapelle.

Empfehlenswert ist es, trotz der nötigen Umwege auch die Greina Hochfläche zu besuchen, eine Alpen weit einzigartige Landschaftsform und zudem ein interessantes Fallbeispiel für den Stellenwert von Naturflächen in der Schweiz. Es handelt sich hier um einen flachen, kiesigen Talboden auf gut 2000 Metern Meereshöhe an der Grenze zwischen Surselva und Tessin. Und ist eingebettet zwischen steilen und hohen Bergen, von nirgendwo mit dem Fahrzeug erreichbar. Zahlreiche Gletscherbäche sammeln sich zu Beginn der Ebene und mäandern in einzigartiger Weise als Rhein da Sumvitg ins Tal. Anfang der achtziger Jahre planten nun die Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK) in dieser Region ein Kraftwerk mit einem Stausee von 2 Quadratkilometer Größe und einem 70 Meter hohen Damm zu bauen. Laut Planung hätten so pro Jahr 150 Millionen Kilowattstunden an elektrischer Energie gewonnen werden können, die Gemeinden Vrin und Sumvitg wären als Besitzer des Bodens Jahr für Jahr 2,3 Millionen Franken reicher gewesen. Mit Hilfe zahlreicher Umweltorganisationen rief die "Greinastiftung der alpinen Fließgewässer" zum Wiederstand auf. Der zu erwartende Gewinn sei relativ gering, zu gering als Gegenleistung für die Zerstörung der kompletten Hochebene. Vorerst verzichtete die NOK auf den Kraftwerkbau, blieb aber das Problem der Entschädigung für die Gemeinden, welche beide zu den Ärmsten des Landes zählten. Die 3 Millionen Franken, welche die Umweltorganisationen und Spender zur Verfügung stellten, reichten den Gemeinden nicht aus, so wurde die Idee des Landschaftsrappens geboren. Der Bund soll Gemeinden, welche bereit sind Landschaften von überregionaler Bedeutung unter Schutz zu stellen angemessen entschädigen. 1987 brachte der Appenzeller Nationalrat Herbert Maeder den Vorschlag ein, einen Fond bereitzustellen dessen Gelder sich aus einer Abgabe von einem Rappen pro Kilowattstunde Hydroelektrizität zusammensetzen, welche in der Schweiz hergestellt wird. Laut Berechnungen der Greina Stiftung hätten hiermit 10 bis 15 solcher Fälle gelöst werden können, da so jährlich zwischen 300 und 370 Millionen Franken zusammengekommen werden. Leider fand dieser Lösungsvorschlag keine Mehrheit im Rat, da Phantomprojekte und Ausweitungen dieser Idee, zum Beispiel auf Gemeinden, welche auf einen Flughafen verzichten, befürchtet werden. Somit sind bis heute weder die Gemeinden entschädigt, noch ist die Greina endgültig unter Schutz gestellt. Immerhin aber bleibt sie uns in jedem Fall noch einige Zeit erhalten. Mit der Aufnahme ins Bundesinventar für besonders schützenswerte Landschaften wird der Schutz zumindest etwas verstärkt, zudem wird vermutet, das der Verzicht vor allem aufgrund der hohen Wasserdurchlässigkeit des Greinabodens zustande kam, nicht wegen der geballten Widerstandskraft der Umweltorganisationen. Das beides bestehen bleibt ist somit sicher und kann hoffentlich zur Rettung der Greina beitragen.

 

Der Wegverlauf:

Der einfachste Weg führt vom Zerfreilastausee durch die Westflanke. Wir starten entweder an der Kapelle oder etwas weiter unten direkt bei der Endstation der Buslinie. Gut 100 Meter über dem See geht es zuerst wieder 100 Höhenmeter hinunter, bis eine Brücke über den linken Seitenarm des Sees leitet. Dabei haben wir immer den Riesenzahn des Zerfreilahornes vor Augen, dem interessantesten Kletterberg des Gebietes. Dann geht es ca. ein halbe Stunde lang auf fast ebener Fläche am Seeufer entlang. An dessen Ende beginnt Rechts des Baches der eigentliche Weg zur Lampets Alp hinauf. Nach nur 100 Höhenmetern ist dann der eigentliche Ausgangspunkt der Besteigung auf 1995 Metern erreicht. Wer in der Läntahütte übernachten möchte muss noch etwa eine Stunde dem Weg folgen und kann von dort am nächsten Morgen zur Lampetsch Alp zurückkehren. Dort muss dann zuerst einmal der südseitige (rechte) Rasenhang überwunden werden.  Am besten ein Stück hinter der Alp selbst, wo sich auf einem etwas flacheren Abschnitt grobe Blöcke angesammelt haben. Ziemlich direkt unter der Steilwand findet sich ein Pfad, dem wir nach Links weiter folgen. Er führt uns am Wasserfall vorbei auf die erste Hochebene Priel Miez. Wir halten uns weiter links, überwinden einen Schuttausläufer und wechseln dann in der weiten Talebene die Talseiten. Rechtsseitig gewinnen wir nun auf spärlichen Schaafspuren mit ganz kurzer Plattenkletterei die zweite Ebene Priel Sura auf 2706 Metern Höhe. Der komplette Anstieg verläuft über sehr steiles Gelände. Manchmal kann man hier auf eine Begegnung mit einer Kreuzotter hoffen, etwas Glück gehört natürlich dazu. Von Priel Sura aus kann man nun beliebig Rechterhand über steile Rasenhänge oder ein großes Schnee-und Schuttfeld bis unter die südlichen Felsabstürze des Piz Scharboda aufsteigen. Weiter queren wir nun die Schuttfelder nach links (Westen) und erreichen schnell den ersten Verbindungsgrat. Kristallsucher haben hier gute Chancen auf schöne Fundstücke, vor allem Rauchquarze kommen hier einige vor. Zum Gipfel gehen wir noch ein kleines Stück um den Berg herum, um statt dem wild gezackten Grat lieber die zwar Schutt beladene aber unschwierige Westflanke unter die Füße zu nehmen. Da diese sehr rutschig ist, halten wir uns aber in der Nähe des Grates auf, um an dessen oberen, flacheren Ende wieder zu ihm zurückzukehren. Einige Pfadspuren helfen uns nun den restlichen Weg zum steinigen Gipfelpunkt zu finden. Grandios ist die Aussicht von hier oben, neben dem nahen Piz Terri dominieren die Eisgipfel von Güferhorn und Rheinwaldhorn, aber auch die hübsch aufgereihten Glarner Alpen hinterlassen einen starken Eindruck. Dazu schweift der Blick über komplett Mittelbünden und bis zum Galenstock und ins Berner Oberland. Das Zerfreilahorn zeigt sich von hier aus übrigens zu meiner Überraschung als breite Mauer, nicht mehr als spitzer Zahn. Für den Abstieg empfiehlt sich aufgrund der schwierigeren und mühsamen Alternativen der Aufstiegsweg durch die steile Westflanke zurück. Lange dauert es, bis der malerische See mit seiner schon etwas südländisch anmutenden Vegetation noch ein zweites Mal umschritten ist, gewürzt mit 100 Höhenmetern Gegenanstieg am Schluss der Tour.

Talort: Vals (1252 m)

Ausgangspunkt: Kapelle am Zervreilastausee (1995 m)

Zeiten: Kapelle-Piz Scharboda: 4 St. , Abstieg 3 St.

Höhenunterschiede: Kapelle - Piz Scharboda: 1350 Hm. Mit Gegenanstiegen

Schwierigkeiten: Fels: leicht, sehr steiler Schutt und sehr steile Rasenhänge

Stützpunkte: Läntahütte (2090 m), 3 Stunden von der Kapelle

Übernachtungsmöglichkeiten in Talort: Vals: Chappelihus, tel.: 071/6881244 oder Haus Talblick, tel.:081/9351525

ÖPNV-Anbindungen: Vals : Postautoverkehr von Illanz ( auch bis zur Staumauer ), Schuttlebusse fahren von dort noch weiter als zur Kapelle, Voranmeldung im Tourismusbüro Vals erforderlich