Chilchalphorn (3056m) Adula Alpen

Formschöner Aussichtsberg über Splügen

Das hübsche Chilchalphorn gilt gemeinhin als einfacher und leicht erreichbarer Dreitausender, trotzdem wird es recht selten besucht. Die liegt wohl vor allem daran, das das Gebiet um Splügen und Hinterrhein im Allgemeinen nicht gerade als eine klassische Tourismusdestination zu betrachten ist. Wenn hier mal eine Tour durchgeführt wird, sind dann zumeist die wesentlich bekannteren Rheinwaldhorn oder Güferhorn als Ziel ausgewählt worden. Dabei bietet das Chilchalphorn am Schluss einen interessanten Grataufstieg und kann sogar mit einer kurzen Gletscherüberquerung dienen. Beides unter sehr geringen Schwierigkeiten und fast ohne Risiko.

Chilchalphorn

Zusätzlich zum Chichlalphorn sind in der näheren Umgebung von Splügen weitere sehr interessante Bergziele wie z.B. das Bärenhorn oder das Fanellhorn zu finden. Außerdem ist das Gebiet von Chur aus über die Autobahn in Richtung San Bernadino innerhalb einer halben Stunde zu erreichen. Auch die Talorte selbst sind mehr als sehenswert, bestehen sie doch zum Großteil aus alten, hölzernen Bauernhäusern im Walserstil. Bei schlechtem Wetter bietet sich ein Ausflug ins benachbarte (und Klima begünstigte) Tessin durch den San Bernardinotunnel an.

Auch im Winter stellt das Chilchalphorn eine interessante Ski-oder Schneeschuhtour dar. Der Anstiegsweg ist im interessanterweise Sommers wie im Winter der Gleiche. Erstersteiger des Chilchalphornes war übrigens wie so oft der bekannte Bergpionier Johann Jakob Weilenmann, der zum Beispiel für die Erstbesteigungen von Fluchthorn und Piz Buin verantwortlich ist.

Das kleine Bauerndorf Hinterrhein besteht nur aus ein paar Höfen, einigen Häusern und einem kleinen Dorfladen. Wer dort einkaufen will muss allerdings zuerst eine Schelle bedienen, denn immer besetzt ist der Laden nicht. Mit dieser Schelle kann auch gleich die Unterkunft festgemacht werden, die freundliche Ladenbesitzerin ist für beides verantwortlich. In der Kopfsteinpflaster bewerten Ortsmitte befindet sich ein kleiner Brunnen und meistens eine Herde Ziegen. Bergsteiger oder Wanderer sind selten anzutreffen, die meisten Übernachtungsgäste sind auf der Durchreise ins Tessin oder nach Italien. Der spitze Firngipfel des Chilchalphornes ist direkt vom Ort aus schon auszumachen und bietet ein verlockendes Tourenziel. Chilchalp bedeutet übrigens Kirchalp, ausnahmsweise mal eine Kirche die ich gerne betrete.

Der Wegverlauf

Ausgangspunkt ist Hinterrhein, die letzte Ausfahrt vor dem San Berhardinopass-oder Tunnel. Von hier steigt man Westseits des Räppierbaches zur Chilchalp auf, welche sich auf 2082 Metern Höhe befindet. Man folgt dabei zuerst den Ausschilderungen in Richtung Valserberg, biegt aber nachdem man auf dem kehren reichen Fahrweg eine Höhe von gut 2000 Metern erreicht hat, und dieser einen Rechtsschlenker macht, nach Links auf einen unbezeichneten Weg ab, welcher in weitem Bogen zur Chilchalp führt. Dort angekommen wendet man sich gegen links um über Weiden, Plattenzonen und alten Moränenschutt den harmlosen Chilchalpgletscher zu erreichen. Mühsam ist diese Wegstrecke, Markierungen sucht man vergeblich. Wichtig ist es immer den gut sichtbaren Berg im Auge zu haben, während man zwischen Schrofen und Weidehängen den besten Durchgang zu finden versucht. Einen sich direkt vor uns aufsteilenden Steilhang überwindet man am besten linksseitig. Über Schuttfelder nähern wir uns dem Gletscherrand. Mehrere Möglichkeiten bieten sich an für den weiteren Gipfelaufstieg. Wir können den Gletscher direkt linksseitig über zwei kleine Hänge angehen, dann nach rechts durch ein Schuttband queren um das obere Gletscherplateau zu erreichen. Oder aber wir steigen gerade hinauf zur Chilchalplücke, wo wir in weitem Bogen das linksseitige Gletscherfeld emporsteigen. Dieser Aufstiegsweg wird auch im Winter für den Skitourenanstieg benutzt. Diese beiden Wege treffen sich oben auf dem Gletscherplateau und führen nach wenigen Höhenmetern auf den Nordostgrat. Grobe Blöcke leiten unschwierig zum Gipfel. Gerade mal 10 Minuten dauert es noch bis der große Gipfelsteinmann vor uns liegt.

Von der Chilchalplücke kann der Gipfel auch in leichter Kletterei über den Nordostgrat erreicht werden. Dieser Grat ist vor allem bei ungünstigen Verhältnissen auf dem Gletscher interessant, er ist auch oberhalb der Lücke jederzeit leicht zu erreichen. Alle diese Aufstiegswege bieten kaum Schwierigkeiten, der Berg kann auf dieser Seite fast an beliebiger Stelle erstiegen werden.

Oben zeigen sich vor allem Güferhorn und Rheinwaldhorn in ihrer vollen weißen Pracht. Interessant sind aber vor allem die Tiefblicke ins Hinterrheintal, auf den Bernhardinopass und die Gletscherflächen zwischen Fanellhorn und Chilchalphorn. Das Fanellhorn erscheint überhaupt sehr verlockend mit seinen imposanten Schuttflanken. Weitere Highlights sind die Splügerner Kalkberge und die Glarner Alpen, wo vor allem Tödi und Ringelspitz herausstechen. Auf der Südseite hinterlässt das formschöne Tambohorn über dem Splügenpass den stärksten Eindruck. Eine unerwartete Überraschung bereitete mir die Eisenantenne zur Messung und Analyse der Lawinensituation und des Klimas, welche sich wenige Meter unter dem Gipfel befindet. Das BUWAL und das Lawinenforschungsinstitut Davos diese Apparatur ausgerechnet hier platzieren hätte ich dann doch nicht erwartet.

Talort: Hinterrhein (1620m)

Zeiten: Aufstieg: ca. 4-4,5 St.; Abstieg: ca. 3 St.

Höhenunterschied: Hinterrhein-Chilchalphorn gut 1400 Hm.

Schwierigkeiten: leichte Felsstufen, unproblematische Gletscherüberschreitung und zum Großteil wegloses Gelände

Stützpunkte: keiner

Übernachtungsmöglichkeit im Talort: Touristenlager Hinterrhein, Frau Aebli, tel. 0816641513, Kosten: 25 Franken p.P.

Verkehrsanbindungen ÖPNV: Regelmäßiger Postbusverkehr von Chur und Illanz